Archivaufnahme von Mohammed Hamdan Daglo, dem Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF)
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Tote nach Gewaltausbruch Wer im Sudan um die Macht kämpft

Stand: 18.06.2023 04:07 Uhr

Durch einen Konflikt zwischen dem sudanesischen Machthaber und seinem Stellvertreter steckt das Land in einer tiefen Krise. Was steckt dahinter und welche Rolle spielen die Paramilitärs der "Rapid Support Forces"?

Hintergrund der Auseinandersetzungen im Sudan ist ein Machtkampf zwischen dem Militär und den paramilitärischen Kräften der "Rapid Support Forces" (RSF). Bereits am Samstag eskalierten die seit Monaten schwelenden Spannungen in landesweiten Kämpfen. Am Präsidentenpalast, dem Flughafen von Khartum und verschiedenen militärischen Stützpunkten kam es zu Auseinandersetzungen.

Ob RSF oder Militär den ersten Schritt gemacht haben, ist derzeit unklar. Beide Seiten beschuldigen sich, die Situation eskaliert zu haben. "Klar ist, dass sowohl Militär als auch RSF aktuell nicht den Plan haben, die Kämpfe einzustellen oder Verhandlungen zu beginnen", sagte Khaled al-Feki, ein sudanesischer Politikwissenschaftler, im Interview mit dem Fernsehsender al-Hadath. "Beide Akteure versuchen, Gewinne zu erzielen und Boden gut zu machen."

Paramilitärs sollten ins Militär integriert werden

Eigentlich hätte die RSF in diesen Tagen ins Militär integriert werden sollen, doch Verhandlungen dazu scheinen in einer Sackgasse gelandet zu sein. Der Übergang war eigentlich ein wesentlicher Bestandteil für die Bildung einer zivilen Regierung. Das Militär hatte vor anderthalb Jahren im Sudan geputscht, aber versprochen, die Macht an eine frei gewählte Regierung zurückzugeben. Doch ein Übergangsabkommen wurde bisher nicht in die Tat umgesetzt. 

"Wenn dieser Konflikt nicht schnell beendet wird, dann könnte sich der Krieg ausweiten", befürchtet Amani al-Taweel vom ägyptischen Ahram-Zentrum. "Andere Akteure könnten sich vielleicht in den Krieg mit einschalten. Es braucht eine Entspannung mit bestimmten Bedingungen, damit der politische Prozess fortgesetzt werden kann."

Internationaler Druck nimmt zu

Währenddessen wächst der internationale Druck auf die Konfliktparteien. Die Vereinten Nationen und auch die USA, Saudi-Arabien sowie die Vereinigten Arabischen Emirate forderten ein sofortiges Ende der Gewalt. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock mahnte, dass eine demokratische Zukunft nicht mit Waffengewalt zu erreichen sei.

Tilo Spanhel, Tilo Spanhel, ARD Kairo, 16.04.2023 13:51 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 16. April 2023 um 17:45 Uhr.