
Slowakei nach Journalistenmord Noch ein Minister geht
Stand: 16.04.2018 17:59 Uhr
Die Massenproteste in der Slowakei wegen eines Journalistenmords bringen immer mehr Politiker des Landes zu Fall. Nach Regierungschef Fico und Innenminister Kalinak trat nun auch dessen Nachfolger zurück.
Nach nur dreieinhalb Wochen Amtszeit hat der slowakische Innenminister Tomas Drucker überraschend seinen Rücktritt erklärt. Er reagierte damit auf den Druck Zehntausender Demonstranten, die auch am Wochenende wieder protestierten, weil ihrer Meinung nach ein Journalistenmord nicht gründlich genug untersucht wird. In dem Zusammenhang forderten die Protestierenden auch die Absetzung des Polizeipräsidenten.
Er halte es nicht für richtig, den sehr gut arbeitenden Polizeichef allein aufgrund des Drucks der Straße zu entlassen. Er wolle aber die Gesellschaft nicht weiter polarisieren, deshalb trete er lieber selbst zurück, erklärte der parteilose Politiker.
Schwere Krise nach Journalistenmord
Der noch nicht aufgeklärte Doppelmord an dem slowakischen Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten am 21. Februar hat das EU-Land in eine schwere innenpolitische Krise gestürzt. Kuciak hatte Kontakte von Regierungsmitarbeitern zur italienischen Mafia und anderen zwielichtigen Geschäftsleuten untersucht. Die beiden 27-Jährigen waren nach Polizeiangaben im Stil einer Hinrichtung erschossen worden.
Die im März unter dem Druck von Massenprotesten erfolgten Rücktritte von Langzeit-Regierungschef Robert Fico und Innenminister Robert Kalinak konnten die Lage bisher nicht beruhigen. Die Hauptforderung der allwöchentlich in Bratislava und anderen Städten des Landes stattfindenden Demonstrationen ist seitdem die Entlassung von Polizeipräsident Tibor Gaspar, der dem früheren Innenminister Kalinak nahestehen soll, der selbst unter Korruptionsverdacht steht.
Slowakischer Innenminister Drucker tritt zurück
Peter Lange, ARD Prag
16.04.2018 18:15 Uhr
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