Hintergrund

Die chinesische Provinz Sichuan Katastrophe in der Wirtschaftswunder-Region

Stand: 13.05.2008 15:42 Uhr

Mindestens 12.000 Menschen sind bereits bei dem schweren Erdbeben in China getötet worden. Am stärksten betroffen ist die Region Sichuan. Die drittgrößte Provinz Chinas ist dicht besiedelt, größer als Deutschland und gehört mit einem Wirtschaftswachstum von 15 Prozent zu den boomenden Regionen Chinas.

Sichuan ist die drittgrößte Provinz Chinas und mit einer Fläche von rund 485.000 Quadratkilometern deutlich größer als Deutschland (360.000 Quadratkilometer). Die Region entspricht in etwa der Größe Frankreichs.

Nach der chinesischen Küstenregion hat sich die Provinz zu einem Symbol des fernöstlichen Wirtschaftswunders entwickelt: In der traditionellen Kornkammer Chinas boomen besonders Automobilindustrie, Hightech-Branche, Chemie, Pharmazie und Medizin sowie die Baubranche. Mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von mehr als 15 Prozent gehört Sichuan mit den beiden Wirtschaftszentren Chengdu und Chongqing zu den dynamischsten Regionen Chinas.   

Die Megastädte Chengdu und Chongqing

Hauptstadt und Kraftzentrum Sichuans ist Chengdu. Im äußerst dicht besiedelten Ballungsgebiet leben etwa zehn Millionen Menschen. Die Megastadt ist ein Zentrum für Medizinforschung, insbesondere in Verbindung mit traditioneller chinesischer Medizin. Nach Angaben des Generalkonsulats befindet sich dort das größte Krankenhaus der Welt mit 4800 Betten. Die Großregion Chongqing mit ihren 32 Millionen Einwohnern entspricht in etwa der Größe Bayerns und Thüringens.

Die Megastadt Chengdu

Die chinesische Megastadt Chengdu hat 10 Millionen Einwohner.

Wasserkraftwerke und Panda-Reservat

Im Becken von Sichuan, einem vom Jangtse durchflossenen Hügelland, herrscht ein subtropisches Klima. Hier werden Bodenschätze abgebaut und Landwirtschaft betrieben. Außerdem verfügt die Region über ein schnell wachsendes Netz von Wasserkraftwerken und natürliche Gasvorkommen. Berühmt ist die Provinz außerdem durch ihr bedeutendes Panda-Naturreservat, das von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt ist. Es beheimatet fast ein Drittel der weltweiten Population des bedrohten Großen Pandas.

Allianz und BMW - deutsche Unternehmen in Sichuan

Kosten- und Steuervorteile sowie Marktperspektiven ziehen Firmen aus aller Welt an. Mittlerweile sind nach Angaben des deutschen Generalkonsulats in Chengdu auch mehr als 100 deutsche Unternehmen in der Region mit Büros oder Produktionsstätten vertreten. Größter deutscher Investor ist die Allianz, die in der Provinzhauptstadt eine Niederlassung mit 700 Mitarbeitern unterhält. Seit 2007 produziert VW mit einem Joint-Venture-Partner den Jetta. Der süddeutsche Tunnelbauer Herrenknecht ist am U-Bahn-Bau in Chengdu beteiligt. Die BASF ist in Sichuan groß in den Markt mit Bauchemikalien eingestiegen. In Chongqing sind Großkonzerne wie Siemens, BMW, Degussa, Linde und ThyssenKrupp, aber auch mittelständische Unternehmen aktiv.

Deutsche Politik fördert regen Austausch

Das Engagement der deutschen Wirtschaft in Sichuan wird seit langem von der Politik gefördert: Bereits in den 1930er Jahren unterhielt Deutschland ein Generalkonsulat in Chengdu. Nordrhein-Westfalen ging vor etwa 20 Jahren eine Partnerschaft mit der Provinz ein. 1995 besuchte der damalige Außenminister Klaus Kinkel (FDP) Chengdu, 2003 kam der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), 2007 Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU).