
Unwetter in Österreich "Das nächste Tief kommt"
Stand: 18.11.2019 17:50 Uhr
Tagelang hat es in Österreich heftig geregnet und geschneit - massive Erdrutsche waren die Folge. Inzwischen entspannt sich die Lage zwar leicht, aber Entwarnung wollen die Behörden nicht geben.
Von Srdjan Govedarica, ARD-Studio Wien
Gegen 10:30 Uhr trifft es die Gemeinde Bad Kleinkirchheim in Kärnten. Eine Schlammlawine löst sich und reist im Ortsgebiet ein Haus teilweise ab. Eine Anwohnerin bringt sich noch schnell in Sicherheit: "Schrecklich. Es hat gegrollt. Wir haben uns gleich mal angezogen, Stiefel an, Anorak an, dann haben wir gewartet, was ist."
Ein Hausbesitzer wird zunächst vermisst, dann von den Einsatzkräften tot geborgen. Der 80-Jährige habe sich zum Zeitpunkt des Erdrutsches außerhalb des Gebäudes aufgehalten, sagt Bürgermeister Mathias Krenn: "Und genau in dieser Sekunde hat ihn der Erdrutsch erfasst. Er hatte keine Chance, dem zu entkommen."
Retter im Dauereinsatz
In der vergangenen Nacht hatten zwei Frauen in der Salzburger Gemeinde Bad Gastein mehr Glück. Ein Erdrutsch zerstörte ihre Häuser, die Frauen konnten - zwar verletzt, aber lebend gerettet werden. Feuerwehrmann Andreas Katstaller war beim Rettungseinsatz dabei: "Man hat ja nicht genau gewusst, wo sie sich aufhalten, wo sie sich befinden. Die Häuser waren total zerstört. Und dann die Gefahr, dass immer wieder Material runterkommt - das war schon sehr, sehr belastend für die Einsatzkräfte."
Auch wenn sich das Wetter inzwischen etwas beruhigt hat und vielerorts wieder die Sonne scheint - die Einsatzkräfte kommen nicht zur Ruhe. Gute Nachrichten gibt es für die etwa 250 Menschen, die im hinteren Stubaital nach einem Lawinenabgang seit gestern eingeschlossen waren. Die Straße zum Gletscher ist wieder einspurig befahrbar. In Kärnten, Tirol, der Steiermark und in Salzburg kommt es immer wieder zu Katastropheneinsätzen und Zivilschutzalarmen - wegen Erdrutsch, Hochwasser und Lawinengefahr. Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken sind gesperrt.
Nach Unwettern: Weiterhin angespannte Lage in Österreich
tagesschau 20:00 Uhr, 18.11.2019, Michael Mandlik, ARD Wien
Hänge "fast flächig" in Bewegung
Die vorübergehende Wetterberuhigung nutzen die Behörden für Erkundungsflüge, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Der Landesgeologe von Salzburg, Gerald Valentin, sprach mit dem ORF kurz nach so einem Erkundungsflug: "Wir haben es hier mit Hunderten Massenbewegungen zu tun, die Hangflanken sind fast flächig in Bewegung geraten. Es sind unzählige Verkehrswege, aber auch Häuser betroffen."
Seit Freitag hat es vor allem im Süden und Westen Österreichs ungewöhnlich viel geregnet, in manchen Orten am vergangenen Wochenende mehr als in einem gesamten durchschnittlichen November. Die Menschen in den betroffenen Gebieten hoffen darauf, dass das extreme Wetter wieder nachlässt.
Bernd Niebrügge, BR, zzt. Bad Gastein, zur aktuellen Lage
nachtmagazin 00:18 Uhr, 19.11.2019
Nächste Regenfront kommt
Doch bereits morgen kommt schon die nächste Regenfront, sagt Vera Gruber aus der ORF-Wetterredaktion: "Entwarnung direkt kann man noch nicht geben. Es ist jetzt trocken und vorübergehend auch sonnig, das heißt, man kann jetzt die Lage mal abschätzen. Aber das nächste Tief kommt. Und vor allem am Tiroler Alpenhauptkamm, in Osttirol und in Oberkärnten wird es noch einmal regnen. Die Mengen sind jetzt nicht mehr so groß mit zehn bis 30 Litern. Aber die Böden sind komplett durchflutet - und da ist jeder Tropfen zu viel."
Mann kommt bei Erdrustch ums Leben
Srdjan Govedarica, ARD Wien
18.11.2019 17:36 Uhr
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