
Straßenproteste Tausende Russen gegen Rentenreform
Stand: 02.09.2018 16:24 Uhr
In ganz Russland sind Tausende Menschen gegen die geplante Anhebung des Rentenalters auf die Straßen gegangen. Die von Präsident Putin vorgeschlagene Entschärfung der Reform geht ihnen nicht weit genug.
Die Rentenpläne der russischen Regierung treiben junge wie alte Menschen auf die Straßen: Allein in der Hauptstadt Moskau haben mehrere Tausend Menschen an Demonstrationen teilgenommen, die sich gegen die geplante Anhebung des Pensionsalters richten.
An einer von der Kommunistischen Partei organisierten Kundgebung beteiligten sich 6000 Menschen, etwa 1500 weitere nahmen an einer Veranstaltung der Partei "Gerechtes Russland" teil.
Auch aus etwa einem Dutzend Städte in ganz Russland wurden Demonstrationen gemeldet, darunter Wladiwostok im Fernen Osten, Barnaul und Nowosibirsk in Sibirien sowie das von Russland annektierte Simferopol auf der Halbinsel Krim.
Angst, nicht mehr bis zum Renteneintritt zu leben
Die Demonstrationen waren von Behördenseite genehmigt worden - eine Billigung, die oppositionellen Gruppen aufgrund des restriktiven Versammlungsrechts in Russland häufig versagt bleibt.
Die Rentenreformpläne waren kurz nach Anstoß der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni vorgestellt worden und sind mittlerweile in erster Lesung von der Staatsduma gebilligt worden. Sie sehen vor, dass Frauen künftig mit 63 statt 55 Jahren in Rente gehen sollen, Männer erst mit 65 statt 60.
Viele Russen hatten mit Empörung reagiert, denn die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen liegt bei 78 Jahren, die für Männer gar bei 67 - viele ältere Menschen fürchten also, nicht mehr bis zur Rente zu leben. Jüngere Landsleute, die sich an den Protesten beteiligen, befürchten dagegen Nachteile auf dem Arbeitsmarkt, weil sie dann in Konkurrenz zu den älteren Erwerbstätigen stehen.
Putins Zustimmungswerte durch Reform abgestürzt
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte in einer Fernsehansprache angeboten, das Rentenalter für Frauen nur auf 60 Jahre anzuheben, und die Reformen als Notwendigkeit angesichts des demografischen Wandels im Land bezeichnet.
Dennoch ist die Rentenreform äußerst unpopulär. Umfragen zufolge sind mehr als 90 Prozent der Russen dagegen, Putins Beliebtheit rutschte zuletzt um zwölf Prozentpunkte auf 67 Prozent Zustimmung ab.