
70. Thronjubiläum der Queen London feiert - aber nicht nur die Queen
Volle Pubs, ausverkaufte Dekoartikel, viele Touristen: Die Feiern zum 70. Thronjubiläum gehen in London über das Pfingstwochenende weiter. Aber nicht alle feiern die Queen.
Nicht alle, die derzeit in Großbritannien feiern, sind Royal-Fans. Ruth steht mit ihren Freunden im Londoner In-Viertel Soho vor einem Pub. Die 26-jährige Schottin sagt offen, was sie denkt. Sie finde die Atmosphäre in der Stadt toll, denn jeder sei gut drauf. Aber sie fügt hinzu: "Ich bin nicht hier, um die Queen zu feiern. Es ist einfach sehr nett, heute frei zu haben."
Ruths Freund wird noch deutlicher. Er sei gegen die Monarchie, nehme aber die beiden freien Tage sehr gern mit: "Ich habe ziemlich starke Gefühle, was die Rechtmäßigkeit der Monarchie angeht, während viele Menschen zu kämpfen haben. Aber wie gesagt: Ich freue mich, in den Pub zu gehen."
Viele junge Briten gegen Monarchie
Diese Haltung ist bei jungen Briten nicht selten, ältere spüren dagegen häufig noch eine stärkere Verbindung zur Queen und damit zur Monarchie. Aber feiern dürfen in diesen Tagen alle.
Anfang der Woche hatte bereits ein Unternehmen, das mehr als 400 Pubs betreibt, für Furore gesorgt, weil es das Pint Bier für sechs Pence anbieten wollte, soviel kostete ein Pint offenbar vor 70 Jahren. Aber auch, wenn die Sonderaktion inzwischen schon wieder vorbei ist, fließt das Bier reichlich.
Nachfrage an Souvenirs hoch
Wie groß die Feierlaune der Briten ist, hat auch die Souvenirläden überrascht. Zwischenzeitlich brach der Onlinehandel teilweise zusammen. Ein Shopbesitzer kann gar nicht fassen, wie "absolut unglaublich" die Nachfrage bisher war. Er sagt: "Wenn mir jemand früher im Jahr gesagt hätte, dass das Jubiläum zum Renner wird, hätte ich den verspottet. Aber es ging schon im Januar los." Die Nachfrage sei größer als bei jeder royalen Hochzeit.
Tatsächlich waren schon vor Beginn der Feierlichkeiten Dekoartikel wie Girlanden ausverkauft. Das verwundert nicht wirklich, denn viele Privathaushalte und Geschäfte sind mit Bannern und Fähnchen und Girlanden geschmückt.
Auch in der U-Bahn kann man das Mega-Event nicht verpassen: Denn sofern der Name der Linie einen royalen Bezug hat - wie bei der Victoria Line oder der Elizabeth Line -, gibt es spezielle Durchsagen, etwa wann die Queen die Linie eröffnet hat. Auch wurden mehrere der berühmten roten Busse in royales Lila getaucht.
Thronjubiläum lockt Touristen
Und natürlich sind sehr viele Touristen in der Stadt. Sabine ist mit ihrem Mann aus der Nähe von Köln angereist, sie sei nicht nur wegen des Trubels, sondern tatsächlich wegen der Monarchin hier: "Wir sind begeistert - wir sind extra für die Queen gekommen und fahren am Sonntag wieder!"
Auch Yvonne, eine 58-jährige Australierin, liebt die Queen sehr. Yvonne trägt die Absichten ihrer neuen Regierung, Australien zur Republik zu machen, nicht mit. Sie sei eine Monarchistin, und Australien solle im Commonwealth bleiben, sagt sie. Warum, fragt Yvonne, sollte man jemand anderen als die Queen oder Prinz Charles als Staatsoberhaupt wollen?