Kanzler Olaf Scholz, Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir

Energiekrise Deutschland und Spanien wollen Pyrenäen-Pipeline

Stand: 05.10.2022 20:10 Uhr

Als Teil eines gemeinsamen Aktionsplans planen Deutschland und Spanien eine Gaspipeline über die Pyrenäen. Zu den ersten Regierungskonsultationen mit Spanien seit neun Jahren war Kanzler Scholz mit dem halben Kabinett angereist.

Zur Eindämmung der Energiekrise dringen Deutschland und Spanien auf den Bau einer Gaspipeline über die Pyrenäen. Im Entwurf für einen gemeinsamen Aktionsplan, der bei den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen in La Coruña beschlossen werden sollte, setzen sich die beiden Länder für die Realisierung der Leitung namens Midcat zwischen Spanien und Frankreich bis 2025 ein.

Später soll durch sie auch mit erneuerbaren Energien produzierter Wasserstoff transportiert werden. Frankreich stemmt sich bisher allerdings gegen den Bau.

Bundeskanzler Olaf Scholz und der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez warben schon vor den Konsultationen noch einmal eindringlich für die Realisierung der Pyrenäen-Pipeline. "Die Europäische Union muss sich in puncto Energieversorgung noch stärker miteinander vernetzen", sagte Scholz in einem Interview der spanischen Zeitung "El País". "Insbesondere der Anschluss der Iberischen Halbinsel an das europäische Pipelinenetz wäre ein ganz wichtiger Schritt für uns alle - deshalb werbe ich für den Bau von Midcat."

Sanchez: "Keine bilaterale Frage"

Sanchez betonte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass es bei der Leitung um die europäische Versorgungssicherheit gehe. "Das ist keine bilaterale Frage, sondern sie betrifft die gesamte EU. Angesichts des Krieges in der Ukraine sollten nicht die Interessen Einzelner, sondern das europäische Interesse Vorrang haben."

Scholz reiste mit seinem halben Kabinett zu den Regierungskonsultationen. In einem neuen Truppentransporter der Bundeswehr begleiteten ihn acht seiner 16 Minister, darunter Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Außenministerin Annalena Baerbock. Zum Auftakt des Treffens wurde Scholz von Sanchez am Hafen von La Coruña mit militärischen Ehren empfangen.

Der Aktionsplan, der noch am Abend beschlossen werden sollte, umfasst fast alle Politikbereiche von Bildung und Forschung über Wirtschaft bis zu Verteidigung und Sicherheit. Besonders große aktuelle Bedeutung kommt der Passage zur Energiekooperation zu.

Die von Scholz und Sanchez befürwortete Midcat-Pipeline soll von Barcelona über die Pyrenäen bis zur Anbindung an das französische Netz im südfranzösischen Barbaira führen. In Spanien ist die Röhre bis Hostalric 106 Kilometer südlich der Grenze fertig, in Frankreich fehlen etwa 120 Kilometer. Das Projekt war 2017 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abgebrochen worden.

Spanien und Portugal haben sieben Flüssiggasterminals

Das Erdgas, das durch die Röhre Richtung Norden fließen soll, könnten Spanien und Portugal aus verschiedenen Quellen beziehen, da beide Länder zusammen über insgesamt sieben Flüssiggasterminals verfügen. Zudem gibt es zwei Pipelines zum Gaslieferanten Algerien in Nordafrika.

Es sind die ersten deutsch-spanischen Regierungskonsultationen seit neun Jahren. An solchen Treffen nehmen auf beiden Seiten neben den Regierungschefs immer mehrere Minister teil. Die Bundesregierung führt solche Konsultationen regelmäßig mit Partnerländern wie zum Beispiel Israel, Indien oder Italien durch. Früher - bis zur russischen Annexion der Krim 2014 - gab es sie auch mit der Regierung in Moskau.

Oliver Neuroth, Oliver Neuroth, ARD Berlin zzt. A Coruña, 06.10.2022 00:42 Uhr