Japanische Kampfflugzeuge auf dem Weg nach Pearl Harbor

75 Jahre Pearl Harbor Der Tag der Schande

Stand: 07.12.2016 01:08 Uhr

Heute vor 75 Jahren erlebten die USA ein Desaster: Beim Angriff der Japaner auf Pearl Harbor starben 2400 Menschen. Noch lange nach dem "Tag der Schande" untersuchten Kommissionen, warum die US Navy so überrumpelt wurde.

7. Dezember 1941. Es ist ein strahlender Sonntagmorgen in Pearl Harbor auf der hawaiianischen Insel O'ahu. Hier hat die US Navy ihren Hauptstützpunkt im Pazifik. Kurz vor 8:00 Uhr: Auf den Schiffen der Pazifikflotte und in den Kasernen der Armee beenden Matrosen und Soldaten gerade ihr Frühstück. Was sie nicht wissen: Tage zuvor hatte sich eine japanische Flotte aus sechs großen Flugzeugträgern, zwei Schlachtschiffen, drei Kreuzern und elf Zerstörern auf den Weg Richtung Pearl Harbor gemacht. Die Flotte versammelt sich unter strikter Funksperre und bleibt unbemerkt.

"Das ist keine Übung"

Als am Horizont japanische Kampfbomber auftauchen, überraschen sie die Amerikaner komplett. Um 7:55 Uhr Ortszeit fallen die ersten Bomben, die Japaner attackieren US-Schiffe und Flugplätze im Hafen und auf der Insel. In zwei Wellen bestreiten 350 japanische Flugzeuge den Angriff auf Pearl Harbor. Der Funkspruch "Luftangriff auf Pearl Harbor. Das ist keine Übung" erreicht Amerika wenige Minuten später.

Herb Weatherwax, geboren in Honolulu, war damals 24 Jahre alt und als Telefonist bei der Hawaii Army National Guard tätig. Er hatte an dem Wochenende Ausgang und erinnert sich: "Es war ein schöner Morgen und ich sah Rauchwolken am Horizont. Im Radio kam die Durchsage, dass alle Militärangehörigen sofort zu ihrem Stützpunkt zurückzukehren haben und dass die Japaner Pearl Harbor angegriffen haben. Wir waren alle schockiert."  

Menschen flogen wie Popcorn durch die Luft

Die japanischen Flugzeuge haben es insbesondere auf die acht riesigen Schlachtschiffe der US-Navy an der Battleship Row abgesehen. Der 19-jährige Marinesoldat Richard Fiske befindet sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf der USS West Virginia. "Überall lagen Granatsplitter, es war gerade mal acht oder neun Minuten nach 8 Uhr", erinnert er sich. "Wir standen auf und sahen, wie die Arizona in die Luft flog. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Angst verspürt." Die USS Arizona wird in einer ihrer Munitionskammern getroffen und explodiert, allein dabei sterben 1177 Menschen. Wie Popcorn seien die Besatzungsmitglieder durch die Luft geflogen, erinnert sich Augenzeuge Frank Curre. Wer sich vom Schiff retten konnte, fiel in brennendes Wasser. Wenig später unterbrechen US-Radiosender ihr reguläres Programm.

In nicht mal zwei Stunden hatten die japanischen Kampfflugzeuge fünf Schlachtschiffe versenkt, drei weitere schwer getroffen und 188 Flugzeuge vernichtet. Etwa 2400 Menschen starben bei dem Angriff. US-Präsident Franklin D. Roosevelt wandte sich am Tag darauf an sein Volk und sprach vom "Tag der Schande, an dem Japan urplötzlich und vorsätzlich die USA angegriffen habe".  

Kriegserklärung der USA folgte

Zwei Jahre nach seinem Beginn hatte der Zweite Weltkrieg die USA erreicht: Roosevelt erhielt die Erlaubnis vom Kongress, Japan den Krieg zu erklären. In den Jahren darauf untersuchten verschiedene Kommissionen, wie es den japanischen Streitkräften gelungen war, Amerika derart zu überrumpeln. Und es wurden immer wieder Stimmen laut, dass US-Präsident Roosevelt kaum von dem Angriff überrascht gewesen sein konnte, im Gegenteil: Er habe den Krieg im Pazifik gewollt.

Die Beziehungen beider Länder hatten sich seit Monaten immer weiter verschlechtert. Die japanische Expansionspolitik bedrohte wirtschaftliche Interessen der Amerikaner. Erst im Juli 1941 hatte die US-Regierung ein Handelsembargo verhängt. Japans Ölvorräte reichten da gerade noch für ein Jahr. Der britische Premier Winston Churchill schrieb später über das Desaster von Pearl Harbor: "Hinter sich ließen" die Japaner "in einem Meer von Feuer und Rauch eine zerschlagene Flotte, aber auch den Rachedurst der USA".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR 5 am 07. Dezember 2016 um 07:11 Uhr