
Ost-Ghouta Erste Rebellen ziehen ab
Stand: 10.03.2018 09:58 Uhr
Seit Februar läuft die Offensive der syrischen Armee gegen die Rebellenhochburg Ost-Ghouta - nun sind erste Aufständische aus der Region abgezogen. Zuvor hatten Hilfslieferungen das umkämpfte Gebiet erreicht.
Erste Kämpfer des radikal-islamischen Rebellenbündnisses Haiat Tahrir al-Scham (HTS) haben das syrische Rebellengebiet Ost-Ghouta über einen Sicherheitskorridor verlassen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verließen 13 HTS-Kämpfer am späten Freitagabend mit ihren Familien die Stadt, die sich unter der Kontrolle der ebenfalls radikal-islamischen Gruppe Dschaisch al-Islam befinden.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass eine Gruppe von Kämpfern das Gebiet über einen Sicherheitskorridor bei Al-Wafedin verlassen habe. Das syrische Fernsehen zeigte Aufnahmen von Menschen, die einen Bus besteigen. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus regierungsnahen Kreisen, dass vier Busse am späten Abend in der Gegend um Duma angekommen seien, um Kämpfer und ihre Familien nach Idlib im Nordwesten des Landes zu bringen.
Dschaisch al-Islam hatte zuvor von einem Übereinkommen mit den Vereinten Nationen und anderen Organisationen berichtet, das es den HTS-Kämpfern erlaube, das Rebellengebiet zu verlassen. Dort soll es etwa 240 Kämpfer des Rebellenbündnisses geben.
Hilfslieferungen erreichen Rebellengebiet
Zuvor waren zum zweiten Mal innerhalb einer Woche Hilfslieferungen in dem umkämpften Gebiet eingetroffen. 13 Lastwagen mit Lebensmitteln für 12.000 Menschen seien in der Stadt Duma eingetroffen, wie eine Sprecherin des UN-Nothilfebüros Ocha erklärte. Allerdings beklagten die UN, Beschuss habe die Hilfslieferung bedroht.
Trotz Sicherheitsbeteuerungen der Konfliktparteien, darunter auch Russland, sei die Gegend weiter beschossen worden. Ocha zufolge brachte der Konvoi der Vereinten Nationen, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und des Syrischen Roten Halbmondes Hilfsgüter, die am vergangenen Montag nicht hatten abgeladen werden können.
Offensive der Armee läuft seit Februar
Ost-Ghouta vor den Toren der Hauptstadt Damaskus gehört zu den letzten Gebieten in Syrien, die noch von Rebellen kontrolliert werden. Die Region erlebt seit Mitte Februar die schwerste Angriffswelle der Regierung seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Aktivisten zufolge konnten die Armee und Verbündete mittlerweile mehr als die Hälfte des bisherigen Rebellengebietes einnehmen.
Rund 400.000 Menschen sind in Ost-Ghouta seit 2013 eingeschlossen. Die humanitäre Lage ist katastrophal. Es fehlt an Nahrung, Trinkwasser, Medikamenten, medizinischen Gütern und Strom. Seit Beginn der Offensive vor gut drei Wochen sind Ärzte ohne Grenzen zufolge mehr als 1000 Menschen in dem Gebiet getötet worden. Eine vom UN-Sicherheitsrat geforderte 30-tägige Waffenruhe für ganz Syrien ist in Ost-Ghouta ohne Wirkung geblieben.
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