Trauer in Orlando

Massaker in Nachtclub in Orlando USA unter Schock

Stand: 13.06.2016 04:30 Uhr

Amerika ist schockiert und trauert: mindestens 49 Tote in einem Nachtclub in Orlando, erschossen von einem schwer bewaffneten Täter. US-Präsident Obama sprach von einem "Akt des Terrors".

Von Martin Ganslmeier, ARD-Studio Washington

An allen öffentlichen Gebäuden in den USA wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Amerika ist schockiert und trauert. Und noch immer wissen Angehörige nicht, ob ihre Familienmitglieder und Freunde das Massaker in Orlando überlebt haben: "Ich weiß nicht, wo mein Sohn ist", sagt eine verzweifelte Mutter dem Reporter des Senders NBC. "Niemand kann mir sagen, wo mein Sohn ist."

Martin Ganslmeier

Handys klingeln

Augenzeugen berichten von gespenstischen Szenen aus dem Inneren des Nachtclubs. Wegen der laufenden Ermittlungen konnten noch nicht alle Toten geborgen werden. In ihren Kleidern klingeln Handys, weil Freunde versuchen, sie zu erreichen. Unterdessen veröffentlichen die Medien bereits Videoaufnahmen jener schrecklichen Sekunden, als der Täter Omar M. gegen 2 Uhr in der Nacht zum Sonntag mit einem Sturmgewehr in die Menge schoss.

Nachdem der Täter anschließend mehr als drei Stunden lang Geiseln in seiner Gewalt hielt, griff ein Sondereinsatzkommando ein. Omar M. wurde erschossen. Laut Polizei wurden dadurch mindestens 30 Menschen gerettet.

Schnell werden Einzelheiten über den Täter bekannt. Kurz vor der Bluttat hatte der 29-Jährige die Polizei angerufen und sich zum "Islamischen Staat" bekannt. Dabei berief er sich auch auf die Attentäter des Boston-Marathons. Seine Eltern kamen aus Afghanistan nach New York. Zuletzt lebte Omar M. im Süden Floridas und arbeitete für eine private Sicherheitsfirma. Nach Angaben seines Vaters habe Omar Schwule gehasst. Schon 2013 und 2014 hatte ihn das FBI wegen radikaler Äußerungen auf dem Schirm. Dennoch konnte er sich in der vergangenen Woche ein Sturmgewehr und eine Handfeuerwaffe legal kaufen.

"Ein Angriff auf alle Amerikaner"

Zum 20. Mal nach einer Massen-Schießerei beklagte US-Präsident Barack Obama, dass es Tätern in den USA zu leicht gemacht werde, an verheerende Waffen zu kommen. Das Massaker von Orlando bezeichnete er als "Akt des Terrors und Akt des Hasses". Der sichtlich erschütterte Präsident sagte, der Anschlag sei "besonders herzzerreißend" für die Homosexuellen- und Transgender-Gemeinschaft. Der Angriff auf sie sei ein Angriff auf alle Amerikaner. "Wir werden nicht der Angst nachgeben, sondern als Amerikaner vereint zusammen stehen, um unsere Bürger zu beschützen, unsere Nation zu verteidigen und gegen jene vorzugehen, die uns bedrohen."

Die Ermittler von Polizei und FBI gehen nun der Frage nach, ob Omar M. ein selbst radikalisierter Einzeltäter oder Teil eines islamistischen Netzwerks war. Für den früheren stellvertretenden CIA-Direktor Michael Morell ist jetzt schon klar: "Orlando wird nicht der letzte islamistisch inspirierte Anschlag in den USA gewesen sein." Es werde weitere Anschläge dieser Art geben. "Und es wird eine politische Debatte darüber geben: Wie viele unserer Privatrechte und zivilen Freiheiten geben wir auf, um unsere Sicherheit zu verbessern?"

Die Debatte wird auch den Präsidentschaftswahlkampf bestimmen. Donald Trump sieht sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Er bekräftigte seine Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime und forderte Obama zum Rücktritt auf: Denn Obama habe sich "schändlicherweise" geweigert, für den Anschlag den "radikalen Islam" verantwortlich zu machen. Hillary Clinton forderte, nun müssten die Anstrengungen verdoppelt werden, um Amerika vor Bedrohungen im In- und Ausland zu schützen.

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Das Massaker von Orlando