130 Amerikaner sterben täglich an den Folgen ihrer Abhängigkeit von Schmerzmitteln.

Opioid-Epidemie in den USA 130 Tote - jeden Tag

Stand: 24.04.2019 03:41 Uhr

In den USA sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung. Schuld daran ist die Opioid-Epidemie, viele Amerikaner sind abhängig von Schmerzmitteln. Heute will Präsident Trump einen neuen Plan vorlegen.

Peggy McKissen war eine liebevolle Mutter, sagt ihr Sohn Dustin. Doch dann nach einer Knieverletzung verschrieb ihr der Arzt das Opioid-haltige Schmerzmittel OxyContin des Pharmakonzerns Purdue - und zwar mehrfach und in großen Mengen: "Der Arzt sagte, das Mittel sei unbedenklich", erinnert sich Dustin McKissen im Sender NBC, "die Einnahme absolut okay."

Doch Peggy Mc Kissen wurde abhängig von den Schmerztabletten. 2014 starb sie an einer Überdosis.

So wie Dustins Mutter geht es vielen Opioid-Abhängigen in den USA. Und seitdem die Ärzte die Opioide deutlich zurückhaltender verschreiben, sind viele Süchtige umgestiegen: auf Heroin, das es in vielen US-Städten schon für zehn Dollar die Tüte gibt, oder auf das synthetische Fentanyl, das aus China kommt und 50 Mal so stark wie Heroin ist.

Durchschnittliche Lebenserwartung sinkt

Allein 2017 starben 48.000 Amerikaner an den Folgen ihrer Opioid-Sucht - jeden Tag 130 Tote - mehr als im Straßenverkehr oder durch Schusswaffen ums Leben kamen. Die Opioid-Epidemie ist mittlerweile die häufigste Todesursache bei Amerikanern unter 50. Und sie ist der Hauptgrund, weshalb die durchschnittliche Lebenserwartung in den USA seit drei Jahren gesunken ist.

Im Unterschied zur Crack-Epidemie der achtziger Jahre, die überwiegend Afroamerikaner traf, sind von der Opioid-Sucht alle Schichten betroffen, betont Jennifer Plumb, Ärztin an der Uniklinik von Utah: "Es sind unsere Mütter, unsere Tanten, unsere Großeltern, unsere Kollegen und Sportsfreunde."

Heute Opioid-Gipfel in Atlanta

US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump wollen beim Opioid-Gipfel in Atlanta heute vor allem mehr Bundesmittel zur Bekämpfung der Opioid-Sucht bereit stellen. Trump hatte zwar schon vor zwei Jahren den "medizinischen Notstand" ausgerufen. Doch mehr Geld aus Washington gab es kaum. Das soll sich nun ändern. Milliarden sollen investiert werden: für Suchttherapien, zur Erforschung neuer Schmerzmittel, die nicht süchtig machen und auch zur Bekämpfung krimineller "Opioid-Dealer in weißen Kitteln."

So wurden kürzlich mehr als 30 Ärzte, sieben Apotheker und acht Krankenpfleger in den Bundesstaaten Kentucky, Ohio, Tennessee und West Virginia verhaftet. Sie hatten jahrelang Millionen von Schmerztabletten an Süchtige verschrieben und verkauft. Die Profite waren ihnen wichtiger als das Leben ihrer Patienten. Schließlich will Trump auch die Einfuhr des synthetischen Opioids, Fentanyl, aus China unterbinden:

Ich habe Präsident Xi gesagt: Fentanyl darf nicht länger in unser Land. Fast 100 Prozent kommen aus China. Er hat mir versprochen, dass es für die Produktion die Höchststrafe gibt, was in China die Todesstrafe ist.

Juristische Auseinandersetzungen

Auch die juristische Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen für die Opioid-Epidemie kommt voran. Gegen den Pharma-Konzern Purdue und die einst als Kunstmäzene angesehene Besitzer-Familie Sackler laufen 1600 Klagen. Obwohl Purdue und die Sacklers wussten, wie groß die Suchtgefahr ihrer Schmerztabletten ist, wurde OxyContin viele Jahre lang aggressiv in den Markt gedrückt. An den Folgen wird Amerika noch lange leiden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. April 2019 um 05:37 Uhr.