Rettungsschiff Alan Kurdi fährt im Mittelmeer

Vor Italiens Küste Rettungsschiffe warten auf sicheren Hafen

Stand: 02.08.2019 14:06 Uhr

Mehreren Schiffen mit geretteten Migranten an Bord wird bislang die Einfahrt in italienische Häfen verwehrt. Die "Alan Kurdi" der deutschen Rettungsorganisation Sea-Eye nimmt nun mit 40 Migranten an Bord Kurs auf Malta.

Die Besatzung des Rettungsschiffs "Alan Kurdi" hat von der italienischen Regierung keine Erlaubnis erhalten, in einen sicheren Hafen zu fahren. Das Schiff lag bislang vor der italienischen Insel Lampedusa, nehme aber nun Kurs auf das 100 Seemeilen entfernte Malta, erklärte die Organisation. An Bord befinden sich 40 gerettete Migranten - darunter sollen 15 Minderjährige und eine Schwangere sein.

Grund für den Kurswechsel sei die Mitteilung der Einsatzleitstelle der italienischen Küstenwache an die "Alan Kurdi". Sie habe der Besatzung mitgeteilt, dass die maltesischen Behörden zuständig seien. Und das "obwohl das Schiff genau vor Lampedusa liegt", twitterte Sea-Eye. Sollte es medizinische Notfälle geben, so könne Malta einen Arzt schicken, erklärte die italienische Rettungsleitstelle den Seenotrettern. Malta sei rund 20 Stunden entfernt "Ein unerträglicher Streit wird auf dem Rücken der Flüchtenden ausgetragen", so die Retter weiter.

Der Sprecher der Hilfsorganisation, Gorden Isler, schrieb auf Twitter, dass die "Alan Kurdi" nun die Menschen an Bord - wie den kleinen Djokovic - nach Malta bringen werden:

Die Besatzung hatte die Menschen Mitte der Woche gerettet und Kurs auf Italien genommen. Italiens Innenminister Matteo Salvini verbot dem Schiff nicht nur die Einfahrt in einen italienischen Hafen, sondern drohte auch noch damit, es zu beschlagnahmen, sollte es in Italien anlanden.

Schwangere mit Wehen auf Rettungsschiff

Ein weiteres Schiff, das der spanischen Hilfsorganisation "Proactiva Open Arms", hofft auf dem Mittelmeer ebenfalls auf eine Einfahrt in einen sicheren Hafen. Die Retter nahmen vor der libyschen Küste 123 Migranten auf. An Bord der "Open Arms" sei auch eine Schwangere im neunten Monat, die Wehen habe. Auch Kinder befinden sich auf dem Schiff. NGO-Chef Oscar Camps berichtete, dass die Migranten deutliche Zeichen von in Libyen erlittener Gewalt aufweisen.

Auch diesem Rettungsschiff hatte Italien mitgeteilt, dass es nicht anlegen dürfe. Kapitän Marc Reig sagte im spanischen Fernsehen, er habe sich an alle zuständigen Behörden in Libyen, Malta und Italien gewandt. Doch er habe keine Antwort erhalten.

Drittes Schiff unterwegs

Bald könnte noch ein drittes Schiff, das auf der Suche nach einem sicheren Hafen ist, dazu kommen: Die "Ocean Viking" will in Kürze von Marseille aus Richtung Libyen losfahren. Das Schiff der Organisation SOS Méditeranée und Ärzte ohne Grenzen bräuchte zwei Tage ins Rettungsgebiet im Mittelmeer. Das Schiff kann rund 200 Menschen aufnehmen.

Italiens populistische Regierung weigert sich seit Amtsantritt vor mehr als einem Jahr, NGO-Schiffe an ihren Küsten anlegen zu lassen. Rom will zum einen, dass die Migranten auf andere EU-Staaten verteilt werden und zum anderen, dass die Schiffe nicht alle in italienischen Häfen anlegen. Die EU streitet seit langem um einen Verteilmechanismus - eine Lösung gibt es bisher nicht.

Umgang mit Flüchtlingen

Die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in Rom für gemeinsame Lösungen der Mitgliedsländer im Umgang mit Flüchtlingen geworben. Bei einer Begegnung mit dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte forderte sie einen neuen Pakt für Migration und Asyl und sprach sich für eine neue Art und Weise der Lastenverteilung innerhalb der EU aus.

Bei der Aufteilung der Lasten im Umgang mit Flüchtlingen gebe es keine einfachen Lösungen, sagte sie unter Hinweis auf Italien, Spanien und Griechenland. Dort kommen die meisten über das Mittelmeer nach Europa drängenden Flüchtlinge an. Aufgrund der Dublin-Verordnung müssen Asylanträge in dem Land gestellt werden, indem Bewerber erstmals die EU betreten.

Von der Leyen forderte Solidarität mit den europäischen Mittelmeeranrainern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 02. August 2019 um 16:06 Uhr.