
Feuer in Pariser Kathedrale Brand in Notre-Dame unter Kontrolle
Stand: 16.04.2019 05:30 Uhr
Der Brand in Notre-Dame ist nach Angaben der Pariser Feuerwehr "vollkommen unter Kontrolle" und "teilweise gelöscht". Die Ursache ist noch unklar. Viele Kunstschätze und Relikte wurden gerettet.
Die Feuerwehr hat den verheerenden Brand in der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame nach mehrstündigen Löscharbeiten bis zum frühen Morgen unter Kontrolle gebracht. Ein Sprecher teilte mit, dass der Brand "teilweise gelöscht" sei. Es gebe lediglich noch einzelne Glutnester. Sie müssten gelöscht werden.
Das Feuer verwüstete den Sakralbau im Herzen der französischen Hauptstadt. Der Dachstuhl stand lichterloh in Flammen. Über Stunden schlugen Flammen in den Himmel. Das genaue Ausmaß der Zerstörungen ist noch nicht bekannt.
Notre-Dame steht in Flammen
tagesthemen 22:15 Uhr, 15.04.2019, Franziska Timmer, Mathias Werth
Eine riesige Rauchsäule
Über dem monumentalen Sakralbau war zeitweise eine riesige Rauchsäule zu sehen gewesen. Der kleine Spitzturm in der Mitte des Dachs brach zusammen. Aus den beiden großen Türmen der Kathedrale drang schwarzer Rauch.
Das Feuer hatte zwischenzeitlich auch einen der beiden Haupttürme erreicht. Die Pariser Feuerwehr konnte ihn aber retten - genauso wie die gesamte Grundsubstanz der Kirche. "Man kann annehmen, dass die Struktur von Notre-Dame gerettet und in ihrer Gesamtheit bewahrt ist", sagte Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet noch am Abend.
Zuvor war die Feuerwehr zeitweise "nicht sicher" gewesen, ob sie die Ausbreitung des Feuers aufhalten kann. Medienberichten zufolge wurde ein Feuerwehrmann bei den Löscharbeiten schwer verletzt.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Dabei wird die Spur eines Unfalls verfolgt. Wie die Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur dpa am frühen Morgen bestätigte, geht es bei den Ermittlungen um eine "unbewusste Zerstörung" durch Feuer. Von möglicher Brandstiftung war keine Rede.
Die Ermittler begannen in der Nacht, die Arbeiter der Baustelle zu befragen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Laut weiteren Medienberichten könnte der Brand durch Bauarbeiten auf dem Dach der Kirche ausgelöst worden sein. Die Staatsanwaltschaft nahm zu dieser Annahme keine Stellung.
Milliardärs-Familie verspricht 100 Millionen Euro
Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte, die Kathedrale werde wieder aufgebaut. Er wolle um internationale Hilfe bitten, um eines der Wahrzeichen von Paris zu restaurieren, so Macron in der Nacht. Eine nationale Spendenaktion solle gestartet werden.
Die französische Milliardärs-Familie Pinault versprach 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der bei einem Feuer verwüsteten Kathedrale. Das kündigte der Geschäftsmann François-Henri Pinault in einer Mitteilung an, aus der die Nachrichtenagentur AFP in der Nacht zitierte. Pinault ist Chef des Luxuskonzerns Kering, zu dem Modemarken wie Gucci, Brioni und Saint Laurent gehören.
Die meisten Kunstschätze gerettet
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sagte, die meisten Kunstschätze und religiösen Relikte seien aus Notre Dame herausgeholt worden, während Feuerwehrleute versuchten, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Frankreichs Kulturminister Franck Riester postete Bilder in Sozialen Medien, auf denen Menschen Kunstwerke in Lastwagen luden.
Unter den Objekten befindet sich auch eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche. Es handele sich dabei um die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, sagte Patrick Chauvet, Direktor der Kathedrale. Sie gilt als eine der wertvollsten Reliquien, die in der Kathedrale aufbewahrt werden, wie es auf der Webseite von Notre-Dame heißt. Die Flammen hätten den Kirchenschatz nicht erreicht.
Im Herzen der Stadt
Notre-Dame steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Île de la Cité. Die Kathedrale ist eine der Pariser Top-Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen von Menschen besucht. Viele Meter lang stehen die Touristen täglich vor dem Gebäude Schlange. Seit den islamistischen Terroranschlägen der vergangenen Jahre wird es von Soldaten bewacht.
Die Geschichte von Notre-Dame reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung. Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig: Die Kathedrale ist 127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch.
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