Der neu gewählte türkisch-zypriotische Präsident Ersin Tatar spricht zu seinen Anhängern.

Nordzypern Nationalist Tatar gewinnt Präsidentenwahl

Stand: 18.10.2020 22:28 Uhr

In der Stichwahl um das Präsidentenamt in Nordzypern hat sich Tatar knapp gegen Amtsinhaber Akinci durchgesetzt. Der von der türkischen Regierung unterstützte Kandidat bedankte sich bereits bei Präsident Erdogan.

Die Menschen in der international nicht anerkannten Republik Nordzypern haben einen neuen Präsidenten gewählt. Sie stimmten laut vorläufigem Endergebnis mit 51,7 Prozent für Ersin Tatar, wie der Staatssender BRT berichtete. Er ist bisher Regierungschef.

Tatar von der konservativen Nationalen Einheitspartei (UBP) setzte sich in der Stichwahl gegen den bisherigen Präsidenten Mustafa Akinci durch, der demnach auf 48,3 Prozent der Stimmen kam. Die Wahlbeteiligung lag laut der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu bei 67,3 Prozent.

Tatar bedankt sich bei Erdogan

Tatar, der von Ankara unterstützt wird, will den Erhalt zweier unabhängiger Regierungen auf der Insel. Die Türkische Republik Nordzypern wird nur von der Türkei anerkannt. Tatar bedankte sich nach Verkündung der Ergebnisse in einer Rede beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für dessen Unterstützung.

Tatar möchte die Politik Nordzyperns künftig noch stärker an der Türkei ausrichten und setzt sich ebenso wie Ankara für eine Zwei-Staaten-Lösung ein - mit dem griechisch dominierten Süden und dem türkischen Norden als eigene Nationen.

Den bisherige nordzyprische Präsident Mustafa Akinci spricht in Nikosia.

Akinci gestand seine Niederlage inzwischen ein.

Bereits in der ersten Runde in Führung

In der ersten Runde hatten sich elf Kandidaten zur Wahl gestellt. Akinci hatte am vergangenen Sonntag 29,8 Prozent der Stimmen bekommen, für Tatar stimmten 32,3 Prozent der Wahlberechtigten. Die Partei des Drittplatzierten Tufan Erhürman hatte sich nach dem ersten Wahlgang hinter Akinci gestellt.

Der bisherige Präsident trat im Grundsatz für eine Wiedervereinigung des geteilten Zypern ein.

Mittelmeer-Gasstreit und Varosha-Famagusta

Die Wahl fand inmitten eines Streits zwischen der Türkei mit Griechenland und der Republik Zypern um Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer statt. Für zusätzliche Spannungen hatte die Entscheidung Tatars gesorgt, kurz vor der Abstimmung einen Küstenstreifen in Varosha-Famagusta nach mehr als 40 Jahren zu öffnen.

Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Die Republik Zypern, deren Regierung den Südteil lenkt, gehört seit 2004 zur Europäischen Union. Die jüngsten Verhandlungen zur Überwindung der Teilung waren 2017 gescheitert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Oktober 2020 um 21:00 Uhr in den Nachrichten.