Mord an Kreml-Kritiker Nemzow "Nicht für politische Zwecke nutzen"

Stand: 02.03.2015 12:51 Uhr

Russlands Regierung hat betont, der Mord an ihrem Kritiker Nemzow werde umfassend aufgeklärt. Außenminister Lawrow warnte vor "jämmerlichen" Versuchen von außen, den Mord "zu missbrauchen". Rätselraten gibt es wegen der Überwachungskameras in Tatortnähe.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich Einmischungen von außen bei den Ermittlungen zum Mord an dem Kreml-Kritiker Boris Nemzow verbeten. Er warnte davor, das Attentat "für politische Zwecke zu nutzen". Das wäre "jämmerlich", sagte Lawrow bei der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Ohne einzelne Staaten zu nennen, warnte Lawrow auch davor, "die noblen Prinzipien der Menschenrechte für die Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Ziele zu missbrauchen".

Lawrow bezeichnete das Attentat als abscheuliches Verbrechen und sagte eine umfassende Aufklärung zu. Präsident Wladimir Putin selbst habe "besondere Kontrolle" über die Ermittlungen. Diese liefen "vollständig im Rahmen der Gesetze".

Der Kremlkritiker Nemzow war am späten Freitagabend mit vier Schüssen in den Rücken auf einer Brücke in Kremlnähe getötet worden. Der 55-Jährige starb am Tatort. Der Täter entkam unerkannt. Putin teilte mit, dass alles für die Aufklärung des "zynischen Mordes" an seinem Gegner getan werde. Gestern hatten Zehntausende Menschen in Moskau an einem Trauermarsch teilgenommen.

Stadt Moskau: Kameraaufnahmen werden ausgewertet

Die Stadt Moskau wies Medienberichte zurück, nach denen zahlreiche Überwachungskameras in der Nähe des Tatorts zur Tatzeit abgeschaltet gewesen seien. Alle funktionierten, die Aufnahmen würden ausgewertet.

Laut russischen Medienberichten wurde ein Experte für Verbrechen mit rechtsextremen Hintergrund zum Sonderermittler ernannt. Mit dem Fall befasse sich General Igor Krasnow, der eine zwölfköpfige Sonderkommission leite. Er habe auch die politischen Morde an dem kremlkritischen Anwalt Stanislaw Markelow und der Journalistin Anastasia Baburowa aufgeklärt. Sie waren 2009 erschossen worden.

Steinmeier hat Zweifel

Gestern hatte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eine "transparente Aufklärung" verlangt. Im Bericht aus Berlin ließ der SPD-Politiker aber zugleich Ungewissheit durchblicken, ob Russland dazu bereit sei: Frühere Morde an Dissidenten ließen "einen zweifeln, ob das in der Vergangenheit mit der erforderlichen Transparenz geschehen ist".

Er wolle sich aber nicht an Spekulationen über die Täter beteiligen, so Steinmeier, der außerdem meinte, eine Aufklärung sei die einzige Möglichkeit für Putin, den Verdacht von der Führung abzulenken.