US-Soldaten in Syrien (Archivbild)

Reaktion auf Syrien-Abzug Schockstarre in Riad

Stand: 20.12.2018 11:47 Uhr

Saudi-Arabien schweigt bislang zum US-Abzug. Sicherheitsexperten und Kurden warnen dagegen vor katastrophalen Folgen. Und auch für Syriens Staatsmedien ist Trumps Vorhaben ein Thema.

Nüchtern meldet die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA die Ankündigung des US-Truppenabzugs aus Syrien. Man beschränkt sich auf eine Zusammenfassung der Fakten.

Zum Schluss der Meldung stellt SANA dar, wie die Assad-Regierung die bisherige US-Militärpräsenz in Syrien sieht: Die USA hätten ohne Autorisierung durch den Weltsicherheitsrat "eine illegale internationale Koalition" angeführt - unter dem Vorwand, die Terrororganisation IS zu bekämpfen. "Die meisten Luftangriffe der Koalition haben jedoch Zivilisten getroffen, was zu zahllosen empörenden Massakern führte und zu einer umfangreichen Zerstörung von Infrastruktureinrichtungen", heißt es weiter.

Auf ein öffentliches freudiges Händereiben über den Truppenabzug verzichtete die syrische Regierung zunächst.

Schockstarre in Riad

Offenbar in einer Schockstarre: die saudische Führung. Mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama war sie unzufrieden, weil er aus ihrer Sicht viel zu nachgiebig gegenüber dem Iran war. Nach dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus glaubten die Saudis einen Partner gefunden zu haben, um den Einfluss des Iran überall im Nahen Osten zurückzudrängen.

Doch in Syrien stellen sich die USA den Iranern nun nicht mehr entgegen.

Hauptakteure vor Fehlkalkulationen?

Der pensionierte libanesische General Elias Hanna verweist im TV-Sender Al Dschasira darauf, dass die USA bisher auf einen Abzug iranischer Kräfte aus Syrien gedrängt hatten: Um die vom Iran angestrebte Landbrücke zwischen Teheran und Beirut zu unterbrechen, seien 500 US-Marines und mehr als 1700 kurdische Kämpfer in das Gebiet von Tanf geschickt worden. Die US-Regierung habe damals gemeint, dass diese Route gesperrt werden müsse, um die Iran-Sanktionen umzusetzen.

Hanna warnte davor, dass die Türkei den Abzug als grünes Licht für einen weiteren Militäreinsatz in Nordsyrien begreifen könnte. "Wir stehen vor einer Entscheidung, die die Hauptakteure in Syrien zu einer Fehlkalkulation ermutigen könnte", meint er. Die Türkei halte dort bereits wichtige Gebiete und bereite sich darauf vor, weitere einzunehmen. Präsident Recep Tayyip Erdogan habe gesagt, dass er mit Trump über die bevorstehende Militäraktion gesprochen habe - und dass Trump positiv reagiert habe.

Kämpferinnen der kurdisch geführten SDF bei einer Trauerzeremonie in Nordostsyrien

Für die syrischen Kurden ist Trumps Entscheidung eine sehr schlechte Nachricht. Aktivisten warnen vor einer "Katastrophe für ganz Syrien."

Großes Problem für die Kurden

Für die syrischen Kurden ist Trumps Ankündigung des Truppenabzugs deshalb denkbar schlecht, einmal mehr werden sie von einem Verbündeten verlassen. In einem Interview mit dem Sender Al Arabija kann es der syrisch-kurdische Aktivist Schiwan Kaburi gar nicht fassen: Solch eine Entscheidung werde nicht leichtfertig gefällt - sie müsse durchdacht und mit dem Pentagon koordiniert werden, damit der Abzug in bestimmten Phasen vollzogen werden könne.

Der Moderator fragt nach: Und wenn der Bericht aus Washington tatsächlich stimmt? Die Antwort: "Falls - nochmals: Falls - die Koalitionstruppen aus unseren Gebieten östlich des Euphrat abgezogen werden, wird das eine Katastrophe für ganz Syrien bedeuten."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 20. Dezember 2018 um 11:45 Uhr.