
Pakistanischer Ex-Machthaber Muscharraf flieht aus Gericht Verfolgungsjagd wie im Gangsterfilm
Die Rückkehr des pakistanischen Ex-Machthabers Muscharraf aus dem Exil entwickelt sich für den 69-Jährigen immer mehr zum Desaster. Nach einem Richterspruch floh er mit seiner gepanzerten Limousine aus einem Justizgebäude. Ihm droht die Todesstrafe wegen Hochverrats.
Von Kai Küstner, ARD-Hörfunkstudio Neu-Delhi
Wann immer Pervez Muscharraf in den letzten Tagen vor Gericht erschien - und das musste er tatsächlich öfter - fand dort ein kleiner Gesangswettstreit statt. "Lang lebe Muscharraf", rief die Schar der Anhänger des Ex-Diktators. Die in ihre schwarzen Roben gehüllten Anwälte hielten dagegen. Mit der unzweideutigen Forderung: Muscharraf möge hängen.
Doch das alles ist nichts verglichen mit den dramatischen Szenen, die sich heute in Islamabad vor Gericht abspielten: Das Ganze erinnerte ein wenig an eine Verfolgungsjagd aus einem Gangsterfilm. Ein Gericht in der Hauptstadt hatte zunächst den Antrag Musharrafs auf Verlängerung seiner Kaution abgeschmettert und dessen Festnahme angeordnet.
Daraufhin floh der Ex-Diktator pakistanischen Medien zufolge aus dem Saal. Seine Leibwächter schirmten ihn gegen die Polizisten ab. Muscharraf gelang es, in seinen kugelsicheren Wagen zu steigen und davonzubrausen. Zurück blieben ebenso verdutzte wie ungehaltene Anhänger: "Ich kann die Entscheidung des Gerichts nicht gutheißen. Das ist ungerecht. Warum gibt es einen Haftbefehl gegen ihn? Schließlich war er mal Armee-Chef. Er war der Erste Mann im Staat."

Der Ex-Machthaber auf der Flucht vor der Justiz. Beschützt von seinen Leibwachen...

...flieht Musharraf aus dem Gericht in Islamabad. Bild: AP
Rückkehr wird zum Reinfall
Muscharraf zog sich Medienberichten zufolge anschließend hinter die hohen Mauern seines Anwesens am Stadtrand von Islamabad zurück. Doch auch wenn es der ehemalige Machthaber schaffte, sich kurzfristig dem Zugriff der Justiz zu entziehen - das Pakistan-Abenteuer wird für ihn immer mehr zu einem Reinfall.
Erst im vergangenen Monat war er nach längerem Exil ins Land zurückgekehrt, um bei den Wahlen anzutreten. Doch erst vor wenigen Tagen hatte die Wahl-Kommission es dem Ex-Diktator verboten, für einen Parlamentssitz zu kandidieren, was dann von einem Wahl-Gericht bestätigt wurde.
"Es gibt ja kaum eine politische Zukunft für ihn in Pakistan. Er beschwört damit nur Unglück herauf. Er lebte in einer Traumwelt", sagt Politikexperte Talat Masood. "Deshalb ist er auch zurückgekehrt: Er dachte ernsthaft, immer noch der Heilsbringer Pakistans zu sein. Musharraf blendet dabei völlig aus, dass es seine Politik war, für die Pakistan noch heute einen hohen Preis zahlt."
Mehrere Verfahren anhängig
Ohnehin hatten die wenigsten dem Ex-Diktator bei den anstehenden Wahlen auch nur den Hauch einer Chance eingeräumt. Doch nun wird es für den ehemaligen Armee-Chef noch viel brenzliger: Gegen Muscharraf sind in Pakistan mehrere Verfahren anhängig. In einem davon geht es darum, dass er nach der Ausrufung des Notstands im November 2007 gleich eine ganze Riege von hochrangigen Richtern hatte festnehmen lassen. Dass es nun ausgerechnet die Juristen sind, von denen das weitere Schicksal Musharrafs abhängt, beobachten viele in Pakistan nicht ohne Genugtuung.
Spätestens jetzt dürfte sich der Ex-Machthaber die Frage stellen, warum er sich überhaupt auf das Wagnis einer Rückkehr eingelassen hat.