
Nach Urteil zu MH17-Abschuss Selenskyj beschuldigt russische Führung
Nach dem Prozess zum MH17-Abschuss begrüßt die Ukraine das Urteil, macht die russische Führung aber ebenso verantwortlich. Die weist den Schuldspruch zurück. Australien wirft Russland vor, "Mördern" Unterschlupf zu bieten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in seiner Videobotschaft am Donnerstag die Verurteilung der Verantwortlichen für den Abschuss der Passagiermaschine MH17 vor gut acht Jahren als "sehr wichtig bezeichnet". Zuvor hatte er bereits auf Twitter deutlich gemacht, dass er die russische Führung in der Verantwortung sieht.
Straflosigkeit führe zu weiteren Straftaten, fügte er zudem in Anspielung auf den Ende Februar gestarteten russischen Angriffskrieg gegen sein Land hinzu.
Ein niederländisches Gericht hatte zuvor zwei russische Staatsbürger und einen Ukrainer in Abwesenheit zu lebenslanger Haft und zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 16 Millionen Euro verurteilt.
Die drei Männer sollen ein Luftabwehrsystem vom Typ Buk aus Russland in die Ostukraine gebracht und damit das Passagierflugzeug mit der Flugnummer MH17 abgeschossen haben. Alle 298 Insassen der Boeing, die auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur war, kamen beim Absturz am 17. Juli 2014 ums Leben.
Russland weist Urteil als politisch motiviert zurück
Die drei Verurteilten halten sich in Russland auf. Aus Sicherheitskreisen in Moskau hieß es bereits inoffiziell, dass sie nicht ausgeliefert würden. Die russische Führung hatte den Prozess schon früher abgelehnt und eine Mitverantwortung stets abgestritten.
Das russische Außenministerium wies den Schuldspruch des niederländischen Gerichts jetzt auch als politisch motiviert zurück. "Sowohl der Verlauf als auch die Ergebnisse der Verhandlung zeugen davon, dass ihr der politische Auftrag zugrunde lag, die Version (...) von einer Beteiligung Russlands an der Tragödie zu stärken", teilte das Ministerium auf seiner Homepage mit.
Australische Außenministerin fordert Auslieferung
Derweil hat die australische Regierung Russland aufgefordert, die verurteilten Männer auszuliefern. Das Urteil zeige, dass Russland eine Verantwortung für den Abschuss trage, erklärte Außenministerin Penny Wong. "Kein Ausweichen, Verschleiern oder Desinformation" könne diese Tatsache aus der Welt schaffen. Moskau solle die drei Männer ausliefern, damit sie sich dem Urteil für ihre "abscheulichen Verbrechen" stellen müssten. Dem Fernsehsender ABC sagte sie:
Wir sagen Russland: Die Welt weiß, dass Sie Mördern Unterschlupf gewähren - und das sagt etwas über Sie aus, Herr Putin.
Malaysia und USA begrüßen Urteil
Der malaysische Premierminister Ismail Sabri Yaakob sagte, er unterstütze die Entscheidung des niederländischen Gerichtes. Die USA haben die Schuldsprüche ebenfalls begrüßt. Die Entscheidung sei ein wichtiger Schritt in den laufenden Bemühungen, den 298 Menschen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, teilte US-Außenminister Antony Blinken in Washington mit.