Türkische Kritik an deutscher EU-Ratspräsidentschaft "Ich habe mehr von Deutschland erwartet"

Stand: 14.04.2007 15:29 Uhr

Mit deutlichen Worten hat der türkische Ministerpräsident Erdogan die deutsche EU-Ratspräsidentschaft kritisiert. "Ich habe mehr von Deutschland erwartet", sagte Erdogan, der heute zusammen mit Kanzlerin Merkel die Hannover Messe eröffnet. Die Türkei erwarte nach wie vor eine klare Beitrittsperspektive zur EU.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich kurz vor seinem Deutschlandbesuch enttäuscht über die deutsche EU-Ratspräsidentschaft geäußert. In einem Interview mit dem "Spiegel" sagte er, dass er "mehr von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft erwartet habe". Erdogan kritisierte besonders die Entscheidung, die Türkei nicht zu den Feierlichkeiten zur 50-Jahr-Feier der EU in Berlin einzuladen. Dies sei ein "großer Fehler" gewesen.

Türkei erwartet klaren Zeitplan

Erdogan forderte die EU zu einem "ehrlichen Umgang" mit dem Beitrittswunsch seines Landes auf. "Wir möchten einen Zeitplan für die Verhandlungen", so der Regierungschef. Als möglichen Beitrittstermin nannte er die Jahre 2014 oder 2015. Erdogan wird am Sonntag in Hannover erwartet, wo er zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover-Messe eröffnen wird. In ihrer wöchentlichen Internet-Botschaft zeigte sich Merkel zwar erfreut, dass die Türkei das diesjährige Partnerland der Hannover-Messe ist, äußerte sich aber nicht zu den Forderungen Erdogans.

Steinmeier grenzt sich von Merkel ab

Im Gegensatz zur Kanzlerin, die eine privilegierte Partnerschaft mit der Türkei favorisiert, setzt sich die SPD für ein volle Mitgliedschaft der Türkei in die EU ein. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", dass die Sicherheit und Stabilität in Europa erhöht würden, "wenn wir uns wirklich auf die Türkei einlassen". Zudem forderte er dazu auf, die Reformerfolge Ankaras "mehr und deutlicher zu würdigen". Eine türkische EU-Mitgliedschaft könne positiv in die islamische Welt ausstrahlen, so der Außenminister.