Interview

Spendenaktion Gemeinsam für Afrika Will: "Mehr Öffentlichkeit für das Thema schaffen"

Stand: 27.08.2007 09:41 Uhr

Die Arbeit aller soll den Menschen in Afrika zu gute kommen, die dringend unserer Hilfe bedürfen", sagt Tagesthemen-Moderatorin Anne Will. Sie ist Botschafterin der Aktion "Gemeinsam für Afrika". Als Journalistin liegt ihr besonders daran, mehr Öffentlichkeit für die Probleme des Kontinents zu schaffen.

tagesschau.de: Sie sind Botschafterin für das Projekt "Gemeinsam für Afrika" Was hat Sie dazu bewogen?

Will: Überzeugt haben mich die Idee und das Anliegen des Projektes. Ich finde es klasse, dass sich hier mehrere Organisationen unter einem Dach zusammengeschlossen haben. Es gibt einen gemeinsamen Namen, vor allem aber auch ein gemeinsames Spendenkonto. Und die Arbeit aller soll den Menschen in Afrika zu Gute kommen, die dringend unserer Hilfe bedürfen. Ich kann zwar nicht so schön singen, wie mein "Botschafterkollege" Wolfgang Niedecken oder Herbert Grönemeyer, der vergangenes Jahr Botschafter war, aber ich kann darüber reden und das möglichst oft.

tagesschau.de: Einige Organisationen sind ja bereits wieder ausgestiegen, weil sie davon ausgehen, dass die Spender genau wissen wollen, für was sie ihr Geld geben.

Will: Soweit ich weiß, sind sie nicht für immer "ausgestiegen". Sie haben im Moment nur eine andere Schwerpunktsetzung als gerade Afrika und stoßen eventuell später auch wieder dazu. Und das Problem, dass die Menschen genau wissen wollen, für was Sie spenden, sehe ich so nicht. Die Organisationen verlieren ja unter dem Dach der Kampagne nicht ihre Eigenständigkeit, sondern arbeiten mit ihren jeweiligen Spezialansätzen weiter wie bisher.

Mehr Öffentlichkeit für Afrika schaffen

tagesschau.de: Worin sehen Sie ihre Rolle in diesem Projekt - als Journalistin und Prominente?

Will: Ich weiß aus meiner täglichen Arbeit, wie schwer es ist, Öffentlichkeit für Themen herzustellen. Und das gilt vor allem auch für Afrika-Themen. Wir haben nach wie vor einen eurozentristischen Blick, das heißt wir kümmern uns zu selten um Afrika. Wir berichten zwar durchaus darüber – auch in den Tagesthemen. Die ARD war zum Beispiel der erste Fernsehsender, der aus der sudanesischen Krisenregion Darfur berichtet hat. Das reicht aber zweifellos noch nicht aus, um die Afrika-Problematik umfassend darzustellen.

Es ist schwer, bei den vielen aktuellen Krisen wie im Irak oder jetzt der Geiselnahme in Beslan den lang anhaltenden Konflikten Raum zu geben. Die Tagesaktualität geht bei uns eben fast immer vor. Aber es gibt in der ARD ja auch andere "Gefäße" wie zum Beispiel den "Weltspiegel", in dem sehr oft über Afrika berichtet wird.

tagesschau.de: Ist es für Sie als Journalistin denn kein Problem, sich mit einer Sache gemein zu machen, auch wenn es eine gute Sache ist?

Will: Jeder kennt den Satz. Das war das Credo des ehemaligen Tagesthemen-Moderators Hanns-Joachim Friedrichs. Aber ich glaube, er passt nicht mehr so ganz in unsere Zeit. Wenn um uns herum die sozialen Sicherungssysteme zusammen brechen und jeder sich eigenverantwortlich um sich selbst kümmern soll, dann wird es wichtiger für die einzustehen, die das nicht alleine schaffen. Und – wenn Sie so wollen – müssen wir uns dann gemein machen. In meiner Arbeit für die Tagesthemen geht das nicht. Da muss ich unabhängig und unparteilich sein. Als Botschafterin aber geht es mir darum, Aufmerksamkeit auf die Projekte der Hilfsorganisationen zu lenken, damit sich andere ein Bild davon machen können, womit sie sich gemein machen. Soll heißen, in dem sie ganz viel spenden.

Sorge um Flüchtlinge im Sudan

tagesschau.de: Afrika ist ein Kontinent mit vielen Problemen. Welches liegt Ihnen besonders am Herzen?

Will: Die Minenräum- und Nachsorgeprojekte für Minenopfer - auch deshalb, weil ich mich ja schon seit langem in der Landminenkampagne engagiere. In dieser Kampagne sind übrigens auch mehrere Organisationen zusammengeschlossen. Das ist also eine ähnliche Konstruktion wie die von "Gemeinsam für Afrika". Damit habe ich sowohl inhaltlich als auch strukturell einen Anknüpfungspunkt.

Und darüberhinaus liegt mir am Herzen, was viele Menschen in Deutschland aktuell beschäftigt: das Flüchtlingsdrama der Sudanesen. Die dürfen wir nicht alleine lassen.

tagesschau.de: Sie planen ja, im Rahmen des Projektes nach Afrika zu reisen im Frühjahr. In den Sudan, oder?

Will: Im Moment sieht die Planung so aus, dass ich nach Darfur fahre oder aber in eines der Flüchtlingslager im benachbarten Tschad. Das werden wir endgültig Anfang nächsten Jahres entscheiden können. Es ist ja bekannt, dass die sudanesische Regierung die Arbeit der Hilfsorganisationen, aber auch die der Journalisten stark behindert. Das ist nebenbei bemerkt auch ein Grund, warum ich nicht wie ursprünglich geplant schon im August dorthin gefahren bin.

Das Interview führte Nea Matzen, tagesschau.de