Hintergrund

Hintergrund: Westjordanland und Gazastreifen Flickenteppich der Trostlosigkeit

Stand: 18.06.2007 18:01 Uhr

Die palästinensischen Autonomiegebiete sind nicht nur auf der Karte ein Flickenteppich. Nach der gewaltsamen Übernahme des Gaza-Streifens durch die radikalislamische Hamas sind die Palästinenser nun auch noch politisch zweigeteilt.

Das Westjordanland ist das größere der beiden Palästinernsergebiete. Die Region mit etwa der doppelten Fläche von Luxemburg liegt zwischen Israel und Jordanien. Die mit mehr als 120.000 Einwohnern größte Stadt ist Hebron im Süden. Insgesamt leben im Westjordanland rund 2,5 Millionen Menschen, darunter 270.000 Israelis in mehr als 120 jüdischen Siedlungen. Anders als der Gazastreifen ist das Westjordanland seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 besetzt; aus Gaza hat sich Israel seit 2005 zurückgezogen.

Sitz der Notstandsregierung, die von Machmud Abbas und der gemäßigten Fatah geführt wird, ist Ramallah nördlich von Jerusalem. Die Regierung hat keine Kontrolle über den Gazastreifen, der seit Anfang Juni 2007 von der radikal-islamischen Hamas beherrscht wird. Auch im Westjordanland hat Abbas einen nur eingeschränkten Machtbereich: Mehr als die Hälfte des Gebietes wird von Israel verwaltet, die Palästinensische Autonomiebehörde hat nur Zugriff auf einen Flickenteppich von Orten. Eine international umstrittene Sperranlage der Israelis aus Mauern und Zäunen zur Abwehr von palästinensischen Attentätern trennt Teile des Westjordanlandes ab.

Die Abhängigkeit der Palästinenser von Israel führt zu einer stetigen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Das Bruttoinlandsprodukt sank 2006 um fünf bis zehn Prozent, so schätzt die Weltbank. Das Pro-Kopf-Einkommen lag 40 Prozent unter dem Wert von 1999, einem Jahr vor Beginn der zweiten Befreiungsbewegung der Palästinenser. Die offizielle Arbeitslosenquote lag 2006 bei 18,6 Prozent.

Gaza-Streifen: Armut und Gewalt prägen das Leben

Direkt am Ostrand des Mittelmeeres gelegen und von zwei Seiten von Israel umgeben liegt das zweite Gebiet der Palästinenser, der Gazastreifen. Etwa 1,48 Millionen Menschen leben in dem länglichen Landstrich, der keine direkte Landverbindung zum Westjordanland hat. Fast die Hälfte der Menschen ist jünger als 15 Jahre, Angaben über die Arbeitslosigkeit schwanken zwischen 30 und 70 Prozent. 40 Prozent der Arbeitenden sind vom Staat angestellt, doch der hat kaum das Geld, sie zu bezahlen.

Armut und Gewalt gehören zum Alltag der Bewohner des Gazastreifens. Bis 2005 siedelten auch hier israelische Siedler. Seit ihrem Abzug hat sich die wirtschaftliche Lage des Landes jedoch um einiges verschlechtert. Grund dafür sind die von Israel verhängten Einschränkungen des Personen- und Güterverkehrs. Die Mehrheit der Menschen ist auf internationale Hilfe angewiesen. Der rasante Bevölkerungswachstum erschwert es allerdings, effektiv Hilfe zu leisten.

Anfang Juni 2007 übernahm die zu dem Zeitpunkt an der Regierung beteiligte radikal-islamische Hamas gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen. Sie besetzte zentrale Einrichtungen ihres Koalitionspartners, der gemäßigten Fatah. Seitdem sind die Palästinensergebiete nicht nur geografisch und wirtschaftlich, sondern auch politisch zweigeteilt.