Ökumene, Familie, Islam Die theologischen Positionen des Kardinals Ratzinger

Stand: 24.04.2005 13:32 Uhr

Mit konservativen Ansichten - etwa zur Rolle der Frau oder zur Homo-Ehe - erntete Kardinal Ratzinger gerade in Deutschland Widerspruch. Mit klaren Worten verschaffte er sich als Präfekt der Glaubenskongregation aber auch Respekt. Seine Positionen im Überblick.

Ökumene: Gleich in seiner ersten Predigt bekannte sich der neue Papst zu Ökumene und theologischem Dialog. Als seine vorrangige Aufgabe betrachte er dabei die Wiederherstellung der sichtbaren Einheit aller Christen. Als Kardinal setzte Ratzinger ökumenischer Zusammenarbeit jedoch klare Grenzen. Gemeinsame Abendmahlsfeiern mit evangelischen Christen lehnte er ab. Auch beharrte er auf einer Überlegenheit der katholischen Kirche. Die Evangelische Kirche erhofft sich durch die Wahl Ratzingers zum Papst neue Impulse für die Ökumene.

Islam: Ratzinger setzte sich als Kardinal für einen Dialog mit dem Islam und anderen nichtchristlichen Religionen ein. Dabei bezeichnete er den festen Glauben vieler Muslime als eine Herausforderung an die Christen. Zugleich betonte der Kardinal die Wahrung der Identität der katholische Kirche, die gerade im Dialog mit anderen Religionen gestärkt werden solle. Ein Kopftuchverbot für muslimische Frauen lehnte er ab. Es müsse generell möglich sein, Religiosität im öffentlichen Raum zu zeigen. Der Kardinal wandte sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei und begründete dies mit deren islamischem Fundament. Moslems aus aller Welt hoffen, dass Ratzinger als neuer Papst Brücken zwischen den Religionen baut.

Ehe und Familie: Als Sinn der Ehe bezeichnete es Ratzinger, der Menschheit Dauer zu sichern. Dies gelte nicht nur biologisch, sondern auch in einem weiter gefassten Sinn mit der Familie als Zelle der Gemeinschaftsbildung. Empfängnisverhütung wurde von Ratzinger wiederholt kritisiert. Damit werde Sexualität von der Fruchtbarkeit abgekoppelt, die aber der ursprüngliche Zweck und das Ziel des Geschlechtsakts sei. Eine Wiederheirat Geschiedener lehnte Ratzinger ab; entsprechend dürften sie auch nicht zur Kommunion gehen.

Abtreibung: Ein Schwangerschaftsabbruch ist aus Sicht Ratzingers eine schwere Sünde. Gesetze, die einen Schwangerschaftsabbruch erlauben, kritisierte er als Kultur des Todes. Im Konflikt zwischen Papst Johannes Paul II. und deutschen Bischöfen um die Schwangerschaftskonfliktberatung galt Ratzinger als treibende Kraft. Ergebnis war der erzwungene Ausstieg der katholischen Caritas aus dem staatlichen Beratungssystem.

Frauen und Kirche: Ein Priestertum der Frau war für Ratzinger nicht mit der katholischen Glaubenslehre vereinbar. Auch eine Aufhebung des Zölibats, des Gebots der Ehelosigkeit katholischer Prieter, kam für ihn nie in Frage.

Homosexualität: Eine staatliche Anerkennung homosexueller Beziehungen lehnte Ratzinger als eine Relativierung der Ehe ab. Auch verstießen homosexuelle Handlungen gegen das Moralgesetz der Natur, heißt es in einem Dokument der von Ratzinger geleiteten Glaubenskongregation.

Soziales: Ratzinger wandte sich wiederholt gegen eine Materialisierung des menschlichen Lebens und eine "Habsucht-Gesellschaft". Er bekannte sich zur Solidarität mit Bedürftigen, warnte jedoch vor einer Politisierung der Religion. Daher ging er gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerika vor.

Irak: Der Irak-Krieg wurde von Ratzinger kritisiert. Ein einseitiger Angriff der USA sei nicht zu rechtfertigen. Später mahnte der Kardinal, der Irak dürfe nicht einer einzigen Macht überlassen werden.

Gentechnik: Ratzinger kritisierte genetische Manipulationen oder das Klonen menschlicher Embryos als Angriff auf die Menschenwürde. Auch angebliche "gute Zwecke" könnten nicht rechtfertigen, "was nicht zu rechtfertigen ist".