US-Starjournalist Hersh sorgt erneut für Wirbel Libanon-Feldzug als Test für einen US-Angriff auf Iran?

Stand: 25.08.2007 10:07 Uhr

"Vom Libanon zum Iran?" fragt Starjournalist Hersh im "New Yorker" und behauptet, der Feldzug der Israelis im Libanon sei mit den USA abgestimmt gewesen. Denn die erhofften sich Erkenntnisse für einen möglichen Militärschlag gegen den Iran. Selbst US-Präsident Bush beeilte sich, dem Bericht zu widersprechen.

Von Georg Schwarte, ARD-Hörfunkstudio Washington

Es kommt auch in Washington nicht alle Tage vor, dass Sicherheitsberater, Regierungssprecher und sogar der Präsident selbst sich beeilen, Presseberichten zu widersprechen. Wenn aber Starjournalist Seymour Hersh berichtet, ist es die Regel - und so kam es auch diesmal: "Vom Libanon zum Iran?" fragt das Magazin "New Yorker", und auf sechs Seiten folgen Behauptungen von Seymour Hersh mit Sprengkraft. Der Feldzug der Israelis im Libanon sei lange im Voraus und in enger planerischer Abstimmung mit den USA vorbereitet worden.

Die Entführung der beiden israelischen Soldaten sei nur der Anlass gewesen, die ausgearbeiteten und den Amerikanern bekannten Angriffspläne gegen die Hisbollah umzusetzen, behauptet Hersh, und Präsident Bush widerspricht öffentlich: "Ich werde immer wieder nach israelischen Militärstrategien gefragt. Wir beraten die Israelis nicht militärisch.“

Luftangriffe als Generalprobe?

Hersh behauptet das Gegenteil - und noch viel mehr. Laut ungenannten, hochrangigen Quellen aus amerikanischen wie israelischen Regierungskreisen seien zumindest die Luftangriffe der ersten Tage gegen die Hisbollah als Generalprobe für einen möglichen "Preemptive-Strike“ der Amerikaner gegen den nach Atomwaffen strebenden Iran gedacht.

"Es gibt noch keine Entscheidung über einen Militärschlag gegen den Iran“, sagt Hersh im amerikanischen Fernsehen. Der Libanonfeldzug sei aber ein Test. Seine These: Iranische Ingenieure hätten der Hisbollah geholfen, Bunkeranlagen tief unter der Erde zu bauen. Amerikanische Militärs seien daher sehr interessiert daran gewesen, wie effektiv die Israelis diese Ziele wohl aus der Luft ausschalten könnten. Mehr noch: Hersh zitiert unter anderem eine nicht näher genannte Quelle mit den Worten: "Das Weiße Haus wollte durch die israelischen Angriffe die Raketen der Hisbollah loswerden, damit die Hisbollah diese Raketen nicht nach einer möglichen Attacke der USA auf den Iran gegen Israel einsetzen kann.“

Keine Quellen, keine Namen

Alle Beteiligten dementieren - und Hersh nennt keine Quellen, keine Namen. Die seien aber den Herausgebern des Magazins "New Yorker“ bekannt, verteidigt sich Hersh. Der hatte schon 2005 behauptet, US-Kommandoeinheiten würden bereits auf iranischem Boden operieren und dort Bombenziele ausspionieren, das Pentagon arbeite überdies an Erstschlagsplänen.

Und jetzt die neue Enthüllungsgeschichte. Auf dem Sender MSNBC gefragt, ob Präsident Bush den Iran bombadieren wolle, sagt Hersh "Auf jeden Fall“, um dann nachzuschieben: "Lassen sie es mich so sagen: Er will nicht aus dem Amt scheiden, mit einem Iran, den er als Bedrohung ansieht:“

Hersh jedenfalls bleibt dabei: Der israelische Feldzug im Libanon sei nur eine Generalprobe für einen möglichen Angriff der USA auf den Iran - wobei der Journalist anfügt, die Amerikaner hätten nichts aus dem Libanonfeldzug gelernt: "Auch wenn die israelische Operation ein Desaster war und am Ende gar Bodentruppen nachrücken mussten. Meine Informanten sagen mir, dass niemand bei den Amerikanern daraus die richtigen Schlüsse zieht.“

"Vielleicht ist der Mond ja auch aus grünem Käse"

Und Hersh legt noch nach. Auf die Frage, ob Präsident Bush tatsächlich glaube, der Iran sei eine strategische Bedrohung für die USA, folgt frustrierter Spott des Bush-kritischen Journalisten: "Ich weiß nicht, was George Bush glaubt“, sagt er. Bush habe ja gerade auch erklärt, die Hisbollah habe den Krieg verloren. "Vielleicht ist der Mond ja auch aus grünem Käse. Ich weiß nicht, was dieser Präsident denkt.“

Was die US-Regierung über Seymour Hersh denkt, sagt Regierunsgsprecher Tony Snow. Hershs fehlende Quellenangaben und unbewiesene Behauptungen entsprächen nicht gutem journalistischem Standard.