Eine weggeworfene Plastikflasche treibt im Roten Meer vor Ägypten und wird von der Sonne angestrahlt.

Meereskonferenz der UN "Wir müssen schneller handeln"

Stand: 27.06.2022 10:02 Uhr

Vermüllung, Überfischung, Klimakrise: Der Zustand der Meere ist besorgniserregend. Experten fordern dringend einen besseren Schutz. Auch UN-Generalsekretär Guterres mahnte im Vorfeld der Meereskonferenz in Lissabon mehr Tempo an.

Wie die Weltmeere besser geschützt und möglichst nachhaltig genutzt werden können, darum geht es bis Freitag bei der zweiten Meereskonferenz der Vereinten Nationen in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Erwartet werden bis zu 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - unter anderem aus Politik, Wissenschaft, Unternehmen sowie Nichtregierungsorganisationen. Weltweit werden die Ozeane von Vermüllung, Überfischung und der Erderwärmung zunehmend in Mitleidenschaft gezogen.

Man müsse schneller handeln, forderte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Vorab-Treffen mit Jugendlichen in Carcavelos, einer Stadt an der portugiesischen Atlantikküste. Guterres sagte, die Welt bewege sich "zu langsam", um den Zustand der Ozeane zu verbessern. Es sei an der Zeit, den bisherigen Umgang mit den Weltmeeren "scharf zu verurteilen". Er soll heute auf der Ozeankonferenz in Lissabon sprechen.

Beratungen über besseren Schutz der Ozeane bei Meereskonferenz der Vereinten Nationen

Stefan Schaaf, ARD Madrid, tagesschau 17:00 Uhr

Auf Twitter entschuldigte sich Guterres - wie es hieß - "stellvertretend im Namen seiner Generation". Man habe den Ozean nicht richtig geschützt. Schon gestern schrieb er auf der Plattform zudem: "Der Ozean kann unser größter Verbündeter sein, wenn es darum geht, auf planetare Krisen wie Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung zu reagieren."

Die Weltmeere bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche und beherbergen über 80 Prozent des Lebens auf dem Planeten. Für Milliarden Menschen sind sie Arbeits- und Ernährungsgrundlage. Die Ozeane sind außerdem ein entscheidender Bestandteil des globalen Klimasystems. Sie produzieren über die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, und absorbieren rund ein Viertel aller CO2-Emissionen.

Deutschland plant Meeresabteilung im Umweltministerium

Meeresschutz helfe im Kampf gegen die Klimakrise, die Verschmutzungskrise und das Artensterben, sagte auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Sie hat zum Auftakt der Konferenz eindringlich einen besseren Schutz der Weltmeere gefordert. Dass diese gesund seien, sei für die Menschen überlebenswichtig. "Deshalb müssen wir vom Reden ins Handeln kommen und dem Meeresschutz viel höhere Priorität einräumen", forderte die Grünen-Politikerin in einer Erklärung.

Wenn wir das Zerstören der Meere nicht beenden, gefährden wir nicht nur wunderbare Naturschätze, sondern auch unsere eigenen Lebensgrundlagen.

Man müsse übergreifender denken und den Schutz der Meere und Ozeane mit natur- und umweltverträglicher Nutzung in Einklang bringen. Lemke verwies auf eine nationale Strategie, die Deutschland zur Stärkung des Meeresschutzes erarbeite. Eine eigene Unterabteilung Meeresschutz werde gerade innerhalb des Ministeriums aufgebaut. Zudem werde noch in diesem Sommer der erste Meeresbeauftragte der Bundesregierung seine Arbeit aufnehmen.

Auch Russland unter den internationalen Gästen

Neben Lemke, die am Mittwochabend nach Lissabon fliegt, nimmt an der Versammlung auch Ex-US-Außenminister John Kerry. Auch Staats- und Regierungschefs wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premier Boris Johnson wollen portugiesischen Regierungsangaben zufolge möglicherweise anreisen. Ungeachtet des russischen Angriffskriegs im Nachbarland haben sich zudem sowohl Vertreter Russlands als auch der Ukraine angekündigt.

Die erste UN-Ozeankonferenz fand 2017 in New York statt. Die heute beginnende zweite sollte ursprünglich schon im April 2020 stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie um zwei Jahre verschoben. Organisiert wird sie von Portugal und Kenia.

Stephan Hübner, HR, 27.06.2022 18:18 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juni 2022 um 10:00 Uhr.