Hintergrund

Trump-Vertraute vor Gericht Manafort und Cohen - Gefahr für Trump?

Stand: 22.08.2018 13:13 Uhr

Mit Manafort und Cohen sind zwei Vertraute des US-Präsidenten schuldig gesprochen worden. Wie stehen sie zu Trump? Was wird ihnen vorgeworfen? Wie gefährlich können sie dem Präsidenten werden?

Wie stehen Manafort und Cohen zu US-Präsident Trump?

Paul Manafort war 2016 für mehrere Monate der Chef von Donald Trumps Wahlkampfteam. Er musste gehen, nachdem Vorwürfe laut wurden, er habe Jahre zuvor von der Partei des ehemaligen ukrainischen (und pro-russischen) Präsidenten Viktor Janukowitsch - der im Zuge der Maidan-Proteste 2014 zurücktreten musste - auf illegalem Weg rund 35 Millionen Dollar bekommen.

Zuvor arbeitete der 69-jährige Manafort über Jahrzehnte als Lobbyist und Politikberater und verschaffte sich dabei einen äußerst zweifelhaften Ruf. Zu seinen Klienten zählten Diktatoren und Regime in Afrika, Asien und Südamerika. Zudem hat er enge Verbindungen zu russischen Oligarchen, etwa dem Putin-Vertrauten und Milliardär Oleg Deripaska.

Manaforts direkte Verbindung zu Trump war eher kurz. Dennoch hat er beste Kontakte zur Republikanischen Partei: Er beriet schon die Ex-Präsidenten Gerald Ford, George Bush senior und Ronald Reagan. Für Trump traf er sich 2016 - zusammen mit Trumps Sohn Donald Jr. und Schwiegersohn Jared Kushner - mit einer russischen Anwältin, die ihnen belastendes Material über die demokratische Rivalin Hillary Clinton anbot. Dies weckte das Interesse des Sonderermittlers Robert Mueller. Unter anderem deshalb ließ er das Büro und Haus von Manafort durchsuchen.

Michael Cohen war gut zehn Jahre lang Trumps persönlicher Anwalt und gehört damit zu dessen engstem Umfeld. Er gilt als "Ausputzer" von Trump - als Anwalt, der seinem Mandanten alle Probleme aus dem Weg räumte. Für Trump würde er sich sogar vor eine Kugel werfen, erklärte Cohen noch im vergangenen Jahr. Er war schon eng mit Trump verbandelt, lange bevor dieser politische Ambitionen entwickelte.

Der Öffentlichkeit bekannt wurde er dadurch, dass er zwei Frauen, die nach eigenen Angaben sexuelle Kontakte zu Trump hatten, Schweigegeld in Höhe von 130.000 und 150.000 Dollar zahlte. Das gab er vor Gericht zu. Dabei handelt es sich dem Vernehmen nach um das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal und die Pornodarstellerin Stormy Daniels. Er sagte weiter, er habe die Zahlungen auf Anweisung "eines Bewerbers um ein öffentliches Amt" getätigt. Ohne den Namen Trump zu nennen, dürfte klar sein, dass dieser damit gemeint ist. Sein Anwalt sagte zudem, er könne beweisen, dass Cohen das Geld, dass er an die Frauen zahlte, von Trump bzw. seiner Organisation bekommen habe. Damit habe sich der Präsident genauso schuldig gemacht wie Cohen.

Weshalb wurden sie schuldig gesprochen?

In dem Prozess gegen Manafort ging es unter anderem um Steuerhinterziehung und Bankbetrug in Zusammenhang mit seiner Beratertätigkeit in der Ukraine. Manaforts langjähriger Mitarbeiter und Weggefährte Rick Gates hatte ihn in dem Prozess schwer belastet. Er sagte, er habe gemeinsam mit seinem Chef 15 schwarze Auslandskonten unterhalten. Auf Anweisung des Beschuldigten habe er von dort Geld an Manafort geschickt, das als Darlehen statt als Einkommen deklariert gewesen sei, um Steuern zu hinterziehen. Manafort hatte stets auf unschuldig plädiert.

Die Jury sprach Manafort in acht von 18 Anklagepunkten schuldig; in zehn Punkten konnte sie sich nicht einigen. Manafort droht damit eine Haftstrafe, die ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen könnte. Die Höchststrafe beträgt 80 Jahre Gefängnis. Der 69-Jährige muss sich ab September zudem in einem weiteren Prozess verantworten: In dem Verfahren in der Bundeshauptstadt Washington werden ihm unter anderem Geldwäsche, Falschaussage und kriminelle Verschwörung vorgeworfen.

Im Cohen-Prozess ging es neben den Schweigegeldzahlungen unter anderem um Verstöße gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung. Anders als Manafort hatte Cohen sich als schuldig bekannt - auch in anderen Anklagepunkten wie Steuerhinterziehung und Falschaussage gegenüber einer Bank. Auch bei Cohen durchsuchte das FBI im April Wohnung und Büroräume. Nach Angaben des Richters drohen ihm mehrere Jahre Haft. Das Urteil soll am 12. Dezember verkündet werden.

Wie gefährlich sind sie für Trump?

Manafort war mehrere Monate lang Teil des Wahlkampfteams des Republikaners. Er dürfte also durchaus Insider-Kenntnisse haben, vor allem was eine mögliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf betrifft. Das wird derzeit von Sonderermittler Robert Mueller untersucht. Deshalb gibt es Befürchtungen, Manafort könnte im Tausch gegen eine geringere Haftstrafe auspacken - und das könnte für Trumps Präsidentschaft durchaus gefährlich werden.

Der Präsident argumentiert dagegen, dass die Vorwürfe aus einer Zeit stammten, als Manafort noch nicht Teil seines Teams war. Außerdem habe er nur sehr kurz für ihn gearbeitet.

Noch schwer absehbar ist, wie gefährlich der Fall Cohen werden könnte. Er gehört zu Trumps innerstem Zirkel und galt als sehr loyal. In den vergangenen Wochen deutete er aber in Interviews an, dass er auf Distanz zu seinem früheren Chef gegangen sei. Sein Anwalt Lanny Davis sagte in Interviews, Cohen habe Material, das "sehr interessant sein könnte" für Mueller. Wenn er wirklich mit Trump brechen und auspacken sollte, könnte das also äußerst gefährlich werden.

Dass er sich schuldig bekannt hat, könnte laut ARD-Korrespondent Jan Philipp Burgard jedoch auch darauf hindeuten, dass er nicht vorhat, Insiderwissen gegen eine geringere Strafe einzutauschen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau und Deutschlandfunk am 22. August 2018 um 12:00 Uhr.