Drei Monate nach dem Verschwinden von MH 370 Noch wird gesucht - aber wie lange?

Stand: 08.06.2014 11:40 Uhr

Es klingt immer noch unglaublich: Ein Flugzeug mit 239 Passagieren und 60 Metern Flügel-Spannweite verschwindet spurlos, ist einfach weg. Heute vor drei Monaten startete MH 370. Dass es wohl nie gefunden wird, wagt kaum jemand auszusprechen.

Flug MH 370, die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord bleibt verschwunden, drei Monate nach ihrem Start vom Flughafen Kuala Lumpur. Es gibt nicht einmal eine heiße Spur - das Wrack und damit die Absturzstelle jemals zu finden, wird immer unwahrscheinlicher.

Es klingt deshalb wie lautes Pfeifen im Wald, wenn Malaysias Premier Najib versichert: "Malaysia ist tief erschüttert über das tragische Verschwinden von MH 370 mit 50 malaysischen und 154 chinesischen Passagieren an Bord. Wir werden keine Ruhe geben, bis das Flugzeug gefunden ist."

Um es zu finden, muss man allerdings wissen, wo man suchen soll. Und das ist inzwischen schwieriger als je zuvor in den vergangenen Wochen. Denn die angenommene Absturzstelle im südlichen Indischen Ozean ist von einer Tauchdrohe abgesucht worden, ohne Erfolg. "Die Australische Seesicherheitsbehörde hat inzwischen den gesamten Bereich erfasst, in dem Pings gehört wurden, die von der Blackbox der Boeing zu kommen schienen", sagt Australiens stellvertretender Premier Warren Truss. "Es kann ausgeschlossen werden, dass dies die MH 370-Absturzstelle ist."

Aber wo ist sie dann? "Ganz in der Nähe", sagt Warren Truss, schließlich seien diejenigen Pings, die vor zwei Monaten gehört wurden, die einzige gute Spur: Damals sendete die Blackbox der Boeing noch schwach. "Wir sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass die Boeing im südlichen Indischen Ozean zu finden ist, entlang der Ping-Linie", sagt er. Aber vielleicht ist diese Ping-Linie vollkommen falsch. Experten hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass die vermeintlichen Pings Geräusche sein könnten, die die Suchschiffe selber erzeugt haben.  

Angehörige sind verzweifelter denn je

Die Angehörigen der Passagiere sind verzweifelter denn je. Wen Wanchengs Sohn war an Bord des Malaysia-Airlines-Fluges. "Sie haben zugegeben, dass die Pings gar nicht vom Flugzeug stammen. Aber was sind dann die richtigen Daten?", fragt Wen und fordert: "Sie sollen endlich belegen können, wo das Flugzeug ist."

Allerdings: Die Wahrscheinlichkeit, dass dies nie mehr geschieht, steigt. "Der Kontakt zum Flug MH 370 ist um 2:40 Uhr in der Nacht abgebrochen", bestätigte ein Sprecher der Fluggesellschaft Malaysia Airlines am Morgen des 8.März. So fing es an, das bisher so noch nie da gewesene Verschwinden eines Flugzeuges mit 239 Menschen an Bord, mit 60 Metern Flügel-Spannweite. Über einem Meer, von dem bis dahin alle dachten, es werde lückenlos überwacht. 

Udo Schmidt, U. Schmidt, ARD Singapur, 06.06.2014 20:44 Uhr

Aber dem ist nicht so. Nur vereinzelte Radarortungen und Satellitensignale gaben eine vage Ahnung von der Flugroute der möglicherweise führerlosen Boeing. Vier Wochen nach dem Verschwinden war der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein der einzige in Malaysia, der sich täglich vor die Presse wagte. Er gab sich damals optimistisch: "Die neusten Entwicklungen führen auf die bedeutendste Spur, die wir bisher hatten. Wir dürfen jetzt die Hoffnung nicht aufgeben. Wir werden unsere Anstrengungen, MH 370 zu finden, fortsetzen."

Da hatte man gerade vermeintliche Signale der Blackbox aufgefangen. Mittlerweile gibt es keinen Anlass mehr für auch nur die geringste Hoffnung, das Flugzeugwrack zu finden und irgendwann die Geschichte des Fluges MH 370 nacherzählen zu können. Irgendwann wird es nur noch eine Frage geben: Wie und wann kann man mit der Suche nach MH 370 aufhören, ohne die Gefühle der Angehörigen der Passagiere zu verletzen.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 06. Juni 2014 um 06:33 Uhr im Deutschlandfunk.