Mitarbeiter des Hongkonger Gesundheitswesens stehen mit Mundschutz an einem Bahnhof. Das Foto wurde vom Informationsdienst der Hongkonger Regierung veröffentlicht.

WHO ist alarmiert Rätselhafte Lungenkrankheit in China

Stand: 06.01.2020 16:54 Uhr

In China haben Dutzende Fälle einer mysteriösen Lungenkrankheit die Behörden aufgeschreckt. Die Weltgesundheitsorganisation ist alarmiert. Wie gefährlich die Krankheit ist, ist noch unklar.

Nach zahlreichen Fällen einer rätselhaften Lungenkrankheit in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschaltet. "Die WHO verfolgt die Situation aufmerksam und steht im engen Kontakt mit den nationalen Behörden in China", teilte die UN-Behörde in Genf mit. Die Zahl erfasster Infektionen ist nach Angaben der chinesischen Behörden inzwischen auf 59 gestiegen. Sieben der Patienten seien in einem kritischen Zustand.

Wie gefährlich die Krankheit ist, ist noch unklar. "Es gibt begrenzte Informationen, um das Gesamtrisiko dieser Häufung von Lungenerkrankungen unbekannter Ursache einzuschätzen", hieß es von der WHO. Bislang empfiehlt sie für Reisende noch "keine besonderen Vorkehrungen". Mehr als 120 Menschen stünden derzeit unter Beobachtung. Die Lungenentzündung wurde nach bisherigen Erkenntnissen durch Viren ausgelöst.

Vorsichtsmaßnahmen in Hongkong

Hongkong hat unterdessen erste Vorsichtsmaßnamen ergriffen: Am Flughafen wurden Fieber-Messgeräte installiert. Reisende aus Wuhan werden gesondert kontrolliert. In der chinesischen Sonderverwaltungsregion sind bisher 16 Verdachtsfälle gemeldet.

Auch in Singapur gibt es nach Presseberichten einen ersten Verdachtsfall. Ein dreijähriges Mädchen, das Wuhan besucht habe, sei in einem stabilen Zustand im Krankenhaus, hieß es.

Ursprung wahrscheinlich auf einem Fischmarkt

Ihren Anfang nahm die mysteriöse Lungenkrankheit wohl auf einem Fischmarkt in der Millionen-Metropole, auf dem auch andere Tiere verkauft werden. Sie gelten als mögliche Virusquelle. Der Huanan-Markt, auf dem die meisten Infizierten arbeiteten, ist inzwischen geschlossen worden und soll gründlich gereinigt werden. Das infizierte Mädchen in Singapur war nach den Presseberichten allerdings nicht auf dem Markt.

Die Gesundheitskommission von Wuhan berichtete, nach bisherigen Analysen gebe es "keine klaren Beweise" für eine Übertragung von Mensch zu Mensch. Auch sei kein medizinisches Personal infiziert. Bei der Viruserkrankung handele es sich nicht um Grippe, MERS, Vogelgrippe oder SARS, hieß es weiter. Die Untersuchungen, ob es sich um ein neuartiges Virus handelt, dauern noch an. Die Fälle werden derzeit als virale Lungenentzündung unbekannter Ursache behandelt.

Erinnerungen an SARS-Pandemie

Die Nachrichten aus Wuhan weckten die Erinnerung an die SARS-Pandemie, die 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong begann und anfangs vertuscht wurde. Das Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) zählte zu den gefährlichsten Infektionswellen der jüngeren Zeit. Der Ausbruch 2003 war im Sommer beendet, ab und an wurden auch danach noch neue Infektionen erfasst. Insgesamt registrierte die WHO weltweit rund 8000 SARS-Fälle, mehr als 800 Menschen starben.

Glücklicherweise sei das Virus nicht so leicht übertragbar gewesen wie etwa Influenza, sagten Experten später. Ob Fledermäuse oder Schleichkatzen der ursprüngliche Reservoirwirt des Virus waren, ließ sich bis heute nicht sicher klären. Das Überspringen von Krankheiten aus dem Tierreich auf den Menschen ist generell nicht ungewöhnlich. Weitere Beispiele für solche sogenannten Zoonosen sind Influenza, HIV, Ebola, MERS und Tollwut.

Bei spontanen Wirtswechseln eines Erregers ist die Gefahr einer verheerenden Epidemie oft größer als bei schon lange kursierenden, weil der Mensch keine Antikörper gegen den neuen Erreger hat. Das ist das typische Szenario, das beispielsweise auch bei einer Grippepandemie etwa mit Vogelgrippeviren befürchtet wird.

Steffen Wurzel, Steffen Wurzel, ARD Shanghai, 07.01.2020 07:11 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in der Sendung "Forschung aktuell" am 06. Januar 2020 um 16:54 Uhr.