
Russische und syrische Armee Schwere Luftangriffe auf Rebellenhochburg
Stand: 03.05.2019 18:30 Uhr
Russland und Syrien haben Luftangriffe auf die Provinz Idlib geflogen. Staatsmedien sprechen vom Kampf gegen "terroristische Gruppen". Die Region ist eines der letzten größeren Gebiete der Regimegegner.
Von Jürgen Stryjak, ARD-Studio Kairo
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sollen Hubschrauber der syrischen Luftwaffe allein heute rund 100 der international geächteten Fassbomben abgeworfen haben. An den Angriffen seien auch syrische und russische Kampfjets beteiligt gewesen. Sie galten Zielen in der Provinz Idlib und in angrenzenden Gebieten im Nordwesten der Nachbarprovinz Hama.
Seit vier Tagen sind die Luftangriffe besonders heftig. Sie treffen Dörfer und Wohnviertel und nach Angaben einer medizinischen Hilfsorganisation auch Krankenhäuser und Behelfskliniken.
Die Luftangriffe hätten nichts heil gelassen, sagt Abu Ahmed aus der Provinz Hama. Die Menschen würden regelrecht abgeschlachtet. Abu Ahmed und seine Familie ergriffen die Flucht. "Wir sind vor den Fassbomben geflohen und vor der Wucht der Angriffe. Wir konnten fast nichts mitnehmen. Gott sei Dank haben wir es bis in die Nähe der türkischen Grenze geschafft."
Angriffe gegen "terroristische Gruppen"
In den syrischen Staatsmedien heißt es, dass die Luftangriffe gegen "terroristische Gruppen" gerichtet seien. In der Tat werden Teile der Provinzen Idlib und Hama von extremistischen Milizen kontrolliert - unter den Angriffen leiden aber auch die Zivilisten, wie ein Mann aus dem Dorf Haadj berichtet:
"Wir leben in einem ganz normalen Dorf, in dem es gar keine Milizen gibt. Wir waren überrascht, als eine Fassbombe abgeworfen wurde. Wir rannten zu der Stelle, wo sie explodierte und sahen die Verletzten. Während wir sie bargen, fielen zwei weitere Fassbomben."
Letztes größeres Gebiet der Regimegegner
Das betroffene Areal in der Provinz Idlib ist das letzte größere Gebiet, das von Regimegegnern kontrolliert wird und das noch nicht von den syrischen Regierungstruppen und ihren Verbündeten zurückerobert wurde. Den Vereinten Nationen zufolge leben hier etwa drei Millionen Menschen. Jeder Zweite ist in den Jahren zuvor aus einem anderen Landesteil dorthin geflohen, unter anderem vor dem Assad-Regime.
Nach UN-Angaben kamen bei Angriffen auf das Gebiet in den vergangenen drei Monaten 300 Zivilisten ums Leben, 60 allein im April. Im selben Monat sollen etwa 32.000 Menschen von dort geflohen sein, meldet das Koordinationsbüro der UN für humanitäre Angelegenheiten. Die Zahl der Flüchtlinge habe sich damit seit Anfang Februar auf knapp 140.000 erhöht. Die Vereinten Nationen befürchten eine weitere Eskalation in dem Gebiet, das Russland als Verbündeter des Assad-Regimes sowie die Türkei einst zur Deeskalationszone erklärt hatten.
Heftige Luftangriffe auf Provinz Idlib im Nordwesten Syriens
Jürgen Stryjak, ARD Kairo
03.05.2019 17:32 Uhr
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