
US-Justiz Weitere Anklage wegen Lockerbie-Attentat
1988 explodierte über dem schottischen Lockerbie ein Flugzeug, 270 Menschen starben - darunter viele Amerikaner. 32 Jahre nach dem Attentat klagt die US-Justiz nun den mutmaßlichen libyschen Bombenbauer an.
32 Jahre nach dem Flugzeug-Attentat von Lockerbie gibt es eine neue Bewegung in den Ermittlungen: Am Jahrestag des Anschlags veröffentlichte das US-Justizministerium eine Anklage gegen den früheren libyschen Geheimagenten Abu Agila Mohammed Masud wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung am Anschlag. "Endlich muss sich dieser Mann, der für die Tötung von Amerikanern und vielen anderen verantwortlich ist, für seine Verbrechen vor der Justiz verantworten", sagte US-Justizminister William Barr bei einer Pressekonferenz.
Der Ex-Geheimdienstmitarbeiter soll die Bombe für das Attentat gebaut haben. Er befinde sich derzeit in Libyen in Haft, so Barr. Die US-Ermittler hatten den Mann schon länger in Verdacht. Nun glauben sie, über genug Material zu verfügen, um ihn als Bombenbauer vor Gericht bringen zu können.
Die US-Regierung werde die libysche Führung um seine Auslieferung bitten, damit ihm in den USA der Prozess gemacht werden könne, kündigte Barr an. Er sei optimistisch, dass die libysche Regierung dem Gesuch nachkommen werde.
Bislang eine Verurteilung
Ein Jumbo-Jet der US-Fluggesellschaft Pan Am war am 21. Dezember 1988 auf das schottische Dorf Lockerbie gestürzt. Alle 259 Menschen an Bord starben, die Mehrheit von ihnen Amerikaner. Weitere elf Menschen kamen in Lockerbie durch herabstürzende Trümmerteile ums Leben. Laut Justizminister Barr war das Attentat vom libyschen Geheimdienst in Auftrag gegeben worden und habe sich eindeutig gegen die USA gerichtet.
Bisher hat es nur eine Verurteilung in dem Fall gegeben - die des libyschen Geheimdienstoffiziers Abdel Bassit al-Megrahi. Er war 2009 vorzeitig aus schottischer Haft entlassen worden, weil ihm Ärzte eine Lebenserwartung von nur noch wenigen Monaten bescheinigt hatten. 2012 starb er an Krebs. Seine Angehörigen haben posthum Revision eingelegt. Das Berufungsverfahren läuft. Ein weiterer Verdächtiger aus Libyen war damals freigesprochen worden. Libyen übernahm die Verantwortung für den Anschlag und zahlte den Hinterbliebenen rund 2,7 Milliarden Dollar an Entschädigung.
Barr persönlich involviert
Justizminister Barr hat eine persönliche Verbindung zu dem Anschlag: Er war damals amtierender Generalstaatsanwalt und mit den ersten Anklagen betraut. Mit der Anklage gegen den dritten Mann könnte er nun seine Laufbahn abrunden wollen. Diese Woche wird er nach Konflikten mit Präsident Donald Trump aus dem Amt scheiden.