
Berichte aus Krisengebieten Vergessene Not
Stand: 13.02.2020 07:06 Uhr
Es gibt humanitäre Krisen auf der Welt, die kaum für Schlagzeilen sorgen. Eine Hilfsorganisation macht jedes Jahr darauf aufmerksam. Wie ist die Lage in den zehn Regionen, die 2019 "vergessen" wurden? ARD-Korrespondenten sind dem nachgegangen.
Seit mehreren Jahren veröffentlicht die Hilfsorganisation Care eine Liste mit vergessenen humanitären Krisen. Wo leiden viele Menschen, ohne dass die Welt Anteil nimmt? "Suffering in Silence" heißt der jährliche Bericht. Zehn Krisen des vergangenenen Jahres ohne umfangreiche Berichterstattung werden darin aufgeführt - neun betroffene Regionen liegen in Afrika. Wie sieht es in den Ländern wirklich aus? Hier berichten die ARD-Korrespondenten über ihre Sicht auf die Krisenregionen.
Kapitelübersicht
1. Madagaskar: Weniger Bäume, weniger Schutz
2. Zentralafrikanische Republik: Diamanten, Gold und bittere Armut
3. Sambia: Überschwemmungen und Dürren im Wechsel
4. Burundi: Hutu-Führung unterdrückt Tutsi
Der scheidende Präsident von Burundi, Pierre Nkurunziza, hat sich in einer seiner letzten Amtshandlungen einen vergoldeten Ruhestand gesichert. Er bekommt weiter das Gehalt eines Abgeordneten, dazu 500.000 Euro und eine Luxus-Villa. Außerdem den Ehrentitel "Ewiger oberster Führer" - ein nicht sehr versteckter Hinweis darauf, dass Nkurunziza die Herrschaft auch im Ruhestand nicht wirklich abgeben wird. Er hinterlässt seinem auserkorenen Nachfolger Evariste Ndayishimiye ein herunter gewirtschaftetes Land.
Mehr als 70 Prozent der elf Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Immer wieder gibt es Unruhen. Die Hutu-Führung unterdrückt die Minderheit der Tutsi im Land. Viele Tausende leben deswegen im Exil. Die UN-Menschenrechtskommission sprach zuletzt von einem "Klima der Straflosigkeit" und "ernsthaften Menschenrechtsverstößen". Es soll systematische Tötungen und Folter geben. Eine genaue Einschätzung der Lage im Land ist schwierig - der Präsident hatte zuletzt das für Menschenrechte zuständige UN-Büro im Land schließen lassen. Auch dem Internationalen Strafgerichtshof gehört Burundi nicht mehr an. Für die Bevölkerung gibt es kaum Hoffnung, dass sich an der Lage in naher Zukunft etwas ändert.