Modell einer Krebszelle

Strategiepapier der EVP Keiner soll mehr an Krebs sterben müssen

Stand: 26.04.2018 01:41 Uhr

Jedes Jahr sterben in der EU 1,3 Millionen Menschen an Krebs. Im Europaparlament wird deshalb ein ambitionierter Plan verfolgt: In 20 Jahren soll es in Europa keine Krebstoten mehr geben

"Krebs ist etwas, was fast jeden Menschen betrifft. Ich denke, fast jeder hat einen Freund, oder jemanden in der Familie, der an Krebs leidet oder sogar daran gestorben ist", sagt der CDU-Europapolitiker und Arzt Peter Liese.

Krebs ist nach Herzkrankheiten die zweithäufigste Todesursache in Europa. Jedes Jahr sterben in der EU schätzungsweise mehr als 1,3 Millionen Menschen an der Krankheit. Um das langfristig zu ändern, hat die Europäische Volkspartei, also die Abgeordneten von CDU und CSU im Europaparlament, ein Strategiepapier vorgestellt. Das Hauptziel ist, "dass wir alles tun, was in unseren Kräften steht, damit in 20 Jahren niemand mehr in Europa an Krebs sterben muss", sagt Liese.

Mehr Geld für Forschung, Medikamente und Therapie

Vorbild ist die Bekämpfung von Aids. In den 1980er-Jahren war man dem Tode geweiht, wenn man sich mit dem HI-Virus infiziert hatte, erinnert sich der Arzt. 20 Jahre später gab es Medikamente, die dafür sorgten, dass eine HIV-Erkrankung kein Todesurteil mehr ist. Forscher sagen, dass das auch bei Krebs möglich ist. Doch dafür braucht es mehr Geld für die Wissenschaft, für wirksamere Medikamente und Therapien.

In manchen Bereichen wird nicht geforscht, weil es sich für die Pharmaindustrie kommerziell nicht lohnt, erklärt der CDU-Politiker.

Im Bereich Gesundheitspolitik hat Brüssel normalerweise nicht viel zu sagen, jedes EU-Land entscheidet für sich selbst. Wenn es um Krebs geht, sollten wir das ändern, meint Liese. Seine Fraktion fordert, dass doppelt so viel EU-Geld wie bisher in die Krebsforschung bis 2024 gesteckt wird, also 400 Millionen Euro.

Behandlungen auch in anderen Ländern

Darüber hinaus sollte es für Patienten deutlich einfacher werden, sich von Krebsspezialisten in anderen EU-Ländern behandeln zu lassen - zum Beispiel in Frankreich, Belgien, den Niederlanden oder Großbritannien. Auch sollten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, damit Forscher in Europa künftig länderübergreifend enger zusammenarbeiten können. Besonders wichtig ist diese Zusammenarbeit bei Krebs von Kindern, betont Liese.

"Gottseidank leiden Kinder nicht so häufig an Krebs. Aber wenn das passiert, dann ist es für die Familie ein ganz besonders schlimmes Drama. Und wegen der geringen Fallzahlen können die Mitgliedsländer alleine die Forschung und die Therapien nicht optimal gestalten. Deshalb brauchen wir hier ganz besonders die Zusammenarbeit in Europa."

Heilungsraten bei Kindern von über 90 Prozent

In den vergangenen Jahren hat es bereits einige Fortschritte bei der Krebsbekämpfung gegeben, sagt der Arzt. Zum Beispiel gebe es bei Leukämie bei Kindern mittlerweile Heilungsraten von über 90 Prozent. "Hautkrebs-Melanom, da gab es in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte. Innerhalb von sieben Jahren haben wir die Heilungschancen beim sogenannten schwarzen Hautkrebs verzehnfacht. Und das ist doch ermutigend, dass sich die Forschung doch lohnt", sagt Liese weiter.

Das Strategiepapier wird nun der EU-Kommission vorgelegt, die Gesetze vorschlagen kann. Und die EVP-Abgeordneten werden im eigenen Haus für ihre Ideen werben, damit sie eine breite Unterstützung dafür im Europaparlament bekommen. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, gibt es überhaupt eine Chance, dass in 20 Jahren kein Europäer mehr an Krebs sterben muss. 

Karin Bensch, Karin Bensch, ARD Brüssel, 25.04.2018 21:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 26. April 2018 um 08:52 Uhr.