Hintergrund

Hintergrund Daten und Fakten zum Kosovo

Stand: 15.02.2008 16:21 Uhr

Seit 1999 steht die ehemalige jugoslawische Provinz Kosovo unter der Verwaltung der Vereinten Nationen. Während die Kosovo-Albaner nach Unabhängigkeit streben, will Serbien dieses verhindern. Ein Überblick über Bevölkerungsgruppen, Geschichte und Konflikte im Kosovo.

Seit dem Ende des Jugoslawien-Kriegs 1999 steht der Kosovo unter der Verwaltung der Vereinten Nationen. Rechtlich gehört er jedoch als autonome Provinz weiter zu Serbien, dem Rechtsnachfolger des ehemaligen Jugoslawien.

Mit einer Fläche von 10.887 Kilometern ist die Provinz etwa halb so groß wie Hessen. Die Bevölkerung besteht aus rund zwei Millionen Menschen, in der Hauptstadt Pristina leben rund 165.000 Einwohner.

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung - nach Schätzungen rund 90 Prozent - gehören zur Volksgruppe der Kosovo-Albaner, etwa fünf Prozent sind Serben. Albanisch und Serbisch sind die offiziellen Sprachen. Die Kosovo-Albaner sind überwiegend Muslime, während die Serben dem orthodoxen Christentum angehören.

Vom Osmanischen Reich zur Volksrepublik Jugoslawien

1389 fand bei Pristina die Schlacht auf dem Amselfeld statt, bei der die christlichen Serben gegen die Truppen des osmanischen Reiches kämpften. Die Schlacht gegen das muslimische Heer wurde trotz schwerer Verluste zu einem serbischen Nationalmythos - auch daher wird das Kosovo als Teil Serbiens betrachtet.

Von 1459 bis 1912 war das heutige Kosovo Teil des osmanischen Reichs. Nach der Befreiung von den Türken 1912 wurde es trotz albanischer Bevölkerungsmehrheit unter Serbien und Montenegro aufgeteilt. Nach Errichtung der kommunistischen Herrschaft in Jugoslawien wurde das autonome Gebiet Kosovo-Metohija 1945/46 in die Teilrepublik Serbien eingeordnet. Seit der Verfassung von 1963 war es eine autonome Provinz.

Beginn des Kosovo-Konflikts

Die albanische Bevölkerungsmehrheit in der Provinz strebte jedoch seit Jahrzehnten nach weitergehender Unabhängigkeit. Die Erweiterung der Autonomierechte im Rahmen der jugoslawischen Verfassung von 1974 verstärkte die Spannungen zwischen der serbischen Minderheit und den Kosovo-Albanern. 1981 kam es in Pristina erstmals zu ernsthaften Unruhen.

Ab 1986 nutzte der spätere serbische Präsident Slobodan Milosevic den vor allem im Kosovo geschürten serbischen Nationalismus als Mittel zu seinem politischen Aufstieg. Während dieser Zeit kam es zu drastischen Einschränkungen der Autonomie des Kosovo. Gegen die zunehmende Unterdrückungspolitik Serbiens wuchs der zumeist gewaltfreie Widerstand der Kosovo-Albaner.

Eskalation und Kosovo-Krieg

Nach Scheitern des gewaltlosen Widerstands kam es 1996 zu einer allmählichen Radikalisierung der Kosovaren und zum Übergang zu gewalttätigen Aktivitäten unter der Trägerschaft der "Befreiungsarmee für Kosovo" (UCK). 1998 steigerten sich die Auseinandersetzungen zu kriegsähnlichen Kämpfen zwischen der serbischen Sonderpolizei und der UCK, die mit Flucht und Vertreibung der kosovarischen Zivilbevölkerung durch die Serben einhergingen.

Nach den erfolglosen Kosovo-Konferenzen in Rambouillet und Paris erfolgten 1999 Luftangriffe der Nato auf serbische Militär- und Infrastruktureinrichtungen, die die Vertreibung beenden sollten. Diese Luftangriffe erfolgten ohne UN-Mandat.

Unter UN-Verwaltung

1999 konnte der Krieg mit dem "G8-Plan", dem Abkommen von Kumanovo und der UN-Resolution 1244 beendet werden. Dem Kosovo wurde eine unter internationalem Protektorat stehende, weitgehende Autonomie innerhalb Serbiens zugesagt. Die Übergangsverwaltung übernahm die Unmik-Mission der Vereinten Nationen, auch die EU engagierte sich dabei stark. Sicherheit soll die internationale Friedenstruppe unter Nato-Führung (Kfor) gewährleisten, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist. Die UCK wurde entwaffnet und in ein sogennanntes Schutzkorps umgewandelt.

Die Spannungen zwischen den Volksgruppen wurden damit aber nicht beseitigt: Während des Einmarschs der Nato-Truppen waren rund 100.000 Serben aus dem Kosovo geflohen oder vertrieben worden, von denen bisher nur ein kleiner Teil zurückgekehrt ist. Im März 2004 kam es in der geteilten Stadt Mitrovica zu den schwersten Auseinandersetzungen zwischen Albanern und Serben nach Beendigung des Krieges, die sich vor allem gegen die in der Region verbliebenen Serben richteten. Auch Uno-Einrichtungen waren mehrfach Ziel von Anschlägen.

Ungelöste Frage nach Unabhängigkeit

Die Fronten zwischen Kosovo-Albanern und Serben sind trotz jahrelanger Verhandlungen verhärtet: Das Parlament der Provinz bekräftige 2005 den "Willen des Volkes" nach staatlicher Unabhängigkeit bei garantierten Rechten für Minderheiten. Die Regierung Serbiens beharrt jedoch darauf, dass das Kosovo ein Teil ihres Landes sei. Sie bot den Kosovo-Albanern zwar weitgehende Autonomie an, die jedoch mit umfangreichen rechtlichen und politischen Kompetenzen für die serbische Minderheit verbunden sein müsste.

Die Uno führte über Monate Gespräche zwischen Serben und Kosovo-Albanern über die staatsrechtliche Zukunft. Im Februar 2007 legte der UN-Verhandlungsleiter, Finnlands ehemaliger Staatspräsident Martti Athisaari, seine Vorschläge für die Zukunft des Kosovo vor. Wieder wurde über Monate verhandelt und von Seiten Russlands immer wieder Einspruch eingelegt. Am 20. Juli 2007 zogen die westlichen Länder die Kosovo-Resolution im UN-Sicherheitsrat zurück und verwiesen das Thema an die Kontaktgruppe.

Im August 2007 wurde ein neuer Anlauf zu Verhandlungen unter einer Troika aus Russland, den USA und der EU gestartet. Auch diese Gespräche endeten am 10. Dezember ohne eine Einigung, woraufhin die Albaner beschlossen, sich einseitig für unabhängig erklären.