Kevin Spacey

#MeToo-Prozess Aufstieg und Fall des Kevin Spacey

Stand: 07.01.2019 05:30 Uhr

Der Schauspieler muss sich heute vor einem Gericht wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung verantworten. Es ist der bisherige Tiefpunkt eines beispiellosen Abstiegs.

Es ist der 24. Dezember 2018. Kevin Spacey hat sich mehr als ein Jahr nicht mehr öffentlich zu Wort gemeldet. Dann veröffentlicht er ein Video. "Wir sind noch nicht fertig hier. Und nebenbei: Ich weiß ganz genau, was Du willst, Du willst mich zurück", so der Schauspieler in dem kurzen Clip.

Spacey gibt sich als Frank Underwood aus - jener Serien-Figur des US-Präsidenten, die er in dem Netflix-Politthriller "House of Cards" über 5 Staffeln lang verkörpert hat."Natürlich gab es einige, die alles geglaubt haben und jetzt den Atem anhalten, weil sie hören wollen, wie ich alles zugebe. Sie möchten, dass alles wahr ist und ich das bekomme, was ich verdient habe", sagt er weiter.

Vom Broadway zum Oscar

Was Spacey mit der Veröffentlichung des Videos bezweckt, ist völlig unklar. Die Wochenzeitung "The Atlantic" spekuliert, dass er mit dem bizarren und amateurhaft gemachten Video von seiner Anklage, die jetzt in Nantucket verhandelt wird, ablenken will.

Kevin Spacey ins Ridley Scotts Film "Alles Geld der Welt"

Spacey in Ridley Scotts "Alles Geld der Welt". Der Regisseur ließ ihn aus dem fertigen Film herausschneiden.

Die Karriere des heute 59 Jährigen Kevin Spacey Fowler begann in den 1980er-Jahren am Broadway. 1986 schafft er den Durchbruch: Neben Jack Lemmon, Peter Gallagher und Bethel Leslie spielt er den Jamie in "Eines langen Tages Reise in die Nacht". Dann kommen die Filmangebote: "Die Jury", "Seven" oder "L.A. Confidential".

Gute zehn Jahre später, 1996, erhält er seinen ersten Oscar - für die Nebenrolle in Bryan Singers "Die üblichen Verdächtigen". Und wieder drei Jahre später ist er ganz oben: Er gewinnt den Oscar als Bester Hauptdarsteller für seine Rolle des desillusionierten Familienvaters Lester Burnham im Film "American Beauty".

Mehr als 30 Männer beschuldigen Spacey

Trotz vieler Filme in denen er in den vergangenen 20 Jahre mitgespielt hat, bleibt er dem Theater treu. Von 2003 bis 2015 ist er am Old Vic Theater in London künstlerischer Leiter. Er führt in vielen Stücken Regie.

Als sich im Zuge der Weinstein-Affäre im Herbst 2017 immer mehr Betroffene an die Öffentlichkeit trauen, werden auch Vorwürfe gegen Spacey laut. So soll er 1986 den damals 14 Jahre alten Schauspieler Anthony Rapp auf einer Party alkoholisiert und sexuell belästigt haben. Spacey antwortet, er könne sich nicht mehr erinnern. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit sich zu outen - ein bizarres Timing. Er hatte sich jahrelang geweigert, sich zu dem Thema zu äußern.

Auch am Londoner Theater Old Vic soll es zu Übergriffen gekommen sein. Insgesamt wird er von mehr als 30 Männern beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Ridley Scott schneidet ihn im Herbst 2017 auf seinem Film "Alles Geld der Welt" aus, Netflix kündigt die Zusammenarbeit für "House of Cards" auf.

Wenn Spacey heute also vor dem Haftrichter in Nantucket an der US-Ostküste vorgeführt wird, dann lässt er uns vor allem zurück mit etlichen guten Filmen und einem verstörenden Weihnachts-Video. "Wir beide haben alles miteinander geteilt. Ich hab Dir meine dunkelsten Geheimnisse anvertraut. Ich hab Dir ganz genau gezeigt, wozu Menschen fähig sind. Ich habe Dich mit meiner Ehrlichkeit geschockt. Am meisten jedoch habe ich Dich herausgefordert und Dich zum Nachdenken gebracht", heißt es in dem Clip vom Heiligabend.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Januar 2019 um 05:43 Uhr.