Paramilitärische Einheiten bei einer Straßensperre in Srinagar.

Kaschmir-Konflikt Der "Freundschaftsbus" fährt nicht mehr

Stand: 10.08.2019 17:07 Uhr

Zuerst wurde der "Friedenszug" gestoppt, jetzt fährt laut Nachrichtenagentur Reuters auch der sogenannte Freundschaftsbus nicht mehr: Im Kaschmir-Konflikt werden die letzten Verkehrsverbindungen von Pakistan nach Indien gekappt.

Von Mit Informationen von Silke Diettrich, ARD-Studio Neu-Delhi

Pakistan hat laut Nachrichtenagentur Reuters die letzte öffentliche Verkehrsverbindung nach Indien unterbrochen. Am Samstag fuhren keine Busse mehr aus dem pakistanischen Lahore in Richtung Indien ab. Die Busverbindung sei bis auf Weiteres eingestellt, sagte ein Vertreter des Betreibers Pakistan Tourism Development Corporation der Nachrichtenagentur Reuters. Von der Delhi Transport Corporation, die die Busverbindung in die andere Richtung unterhält, gab es zunächst keine Stellungnahme.

Der "Freundschaftsbus" war für viele Jahre eine wichtige symbolische Verbindung, die selbst in früheren Krisen aufrechterhalten wurde. Reisende können zwar weiterhin die Grenze überqueren, allerdings nur über den letzten offenen Grenzposten Wagah. Das dauert wegen strenger Sicherheitskontrollen mehrere Stunden. Direktflüge zwischen Pakistan und Indien gibt es nicht.

Vor wenigen Tagen hatte Pakistan bereits aus Protest die einzige Zugverbindung nach Indien eingestellt. Der Samjhauta-Express, auch "Friedenszug" genannt, fährt üblicherweise zwei Mal in der Woche von der östlichen Stadt Lahore über den Wagah-Grenzübergang nach Neu-Delhi.

Verschärfter Konflikt

Nachdem die indische Regierung am Montag beschlossen hatte, die Sonderrechte von Jammu und Kaschmir zu streichen und den Bundesstaat vorübergehend direkt von Neu-Delhi aus zu regieren, ist der Konflikt mit Pakistan wieder aufgeflammt. Pakistan setzte daraufhin den bilateralen Handel aus. Zudem wurde der indische Botschafter in Islamabad ausgewiesen.

Der Premierminister von Indien, Narendra Modi, sagte in einer Rede an die Nation, dass sich auf diesem Wege die gesamte Kaschmirregion wirtschaftlich besser entwickeln könne.

Soldaten patrouillieren in den Straßen von Srinagar

Durch die von Soldaten überwachte Ausgangssperre fühlen sich viele in Kaschmirs Hauptstadt Srinagar wie Gefangene in ihren Häusern.

Kaschmirregion abgeriegelt

Die indische Regierung hat die Kaschmirregion abgeriegelt und Ausgangssperren verhängt. Auch Journalisten können sich dort kaum bewegen. Außerdem sind Telefonverbindungen und das Internet geblockt. Am Freitag wurde der Ausnahmezustand ein wenig gelockert, damit die Menschen zur Moschee gehen konnten.

In Srinagar, der größten Stadt in Kaschmir, kam es zu Auseinandersetzungen. Augenzeugen berichten, dass junge Männer Polizisten und Soldaten mit Steinen beworfen haben sollen, die indischen Einsatzkräfte hätten mit Schüssen und Tränengas reagiert. Seit Jahrzehnten gibt es Unruhen in der Region, mehr als 40.000 Menschen sollen schon wegen der Konflikte ums Leben gekommen sein.

Silke Diettrich, Silke Diettrich, ARD Neu-Delhi, 10.08.2019 17:11 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. August 2019 um 18:36 Uhr.