Nadia Murad

Vereinte Nationen Von der IS-Sklavin zur UN-Sonderbotschafterin

Stand: 17.09.2016 03:48 Uhr

Nadia Murad wurde von der Terrormiliz IS verschleppt und als Sexsklavin missbraucht. Seit ihrer Flucht kämpft die 23-jährige Jesidin für die Freilassung jesidischer Frauen und Mädchen. Nun wurde sie zur UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Opfer von Menschenhandel ernannt.

Die Vereinten Nationen haben die ehemalige IS-Gefangene Nadia Murad zur Sonderbotschafterin für Opfer des Menschenhandels ernannt. "Ich hatte Glück, denn ich konnte entkommen, was tausenden anderen nicht gelang", sagte Nadia Murad Basee Taha bei der Zeremonie am UN-Sitz in New York.

Murad war im August 2014 aus ihrem Heimatdorf Kocho nahe der nordirakischen Stadt Sindschar in die IS-Hochburg Mossul verschleppt worden. Dort wurde sie Opfer von Gruppenvergewaltigungen, mehrmals wurde sie weiterverkauft. "Ich wurde auf die Art und Weise benutzt, wie sie es wollten", sagte die 23-Jährige. "Ich war nicht allein." Murad konnte fliehen und lebt nun in Baden-Württemberg.

"Zu Tränen gerührt"

In New York forderte sie die Freilassung von schätzungsweise 3200 jesidischen Frauen und Mädchen, die weiter als Sexsklavinnen vom IS festgehalten werden, und verlangte, die Täter vor Gericht zu stellen. Ihre große Angst sei es, dass die IS-Kämpfer, wenn die Miliz einmal besiegt sei, "einfach ihre Bärte abrasieren und durch die Straßen der Städte gehen, als sei nichts gewesen", sagte Murad. "Wir dürfen das nicht geschehen lassen."

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, er sei "zu Tränen gerührt" vom Schicksal der jungen Frau, aber auch von "ihrer Kraft, ihrem Mut und ihrer Würde". Er bezeichnete sie als "kämpferische und rastlose Verfechterin des jesidischen Volkes". Die Irakerin habe in Händen des IS unsäglichen Missbrauch und Menschenrechtsverletzungen erlitten und großen Mut dabei bewiesen, nun gegen solche Verbrechen anzukämpfen, sagte Ban.

Unterstützung kommt von Amal Clooney

Als Sonderbotschafterin der UN wird Murad auf das Leid der Opfer von Menschenhandel aufmerksam machen, vor allem auf das Schicksal von Flüchtlingen, Frauen und Mädchen. Unterstützt wird sie dabei von der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, die das Vorgehen des IS gegen die Jesiden als Völkermord bezeichnete. "Ich schäme mich als Mensch, dass wir die Hilferufe ignorieren", sagte Clooney.

Anlässlich der kommende Woche beginnenden Generaldebatte der UN-Vollversammlung, wollen der Irak und Großbritannien am Montag eine Kampagne für die Bestrafung von Verbrechen des IS starten. An der Veranstaltung sollen neben dem britischen Außenminister Boris Johnson auch Murad und Clooney teilnehmen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Mittagsmagazin am 20. September 2016 um 13:00 Uhr.