
Überschwemmungen in Japan Mehr Tote - wenig Hoffnung
Stand: 07.07.2020 07:37 Uhr
Seit Tagen regnet es im Südwesten Japans fast ohne Ende. Mindestens 50 Menschen kamen bislang bei den Überschwemmungen ums Leben. Rettungskräfte suchen nach Vermissten, doch die Hoffnung schwindet.
In den Überschwemmungsgebieten in Japan schwindet die Hoffnung auf weitere Überlebende. Wie japanische Medien berichteten, stieg die Zahl der Todesopfer auf Japans südwestlicher Hauptinsel Kyushu weiter auf mindestens 50. Viele weitere Menschen werden vermisst.
Seniorenheim geflutet
Allein in der schwer betroffenen Präfektur Kumamoto kamen mindestens 49 Menschen ums Leben, wie örtliche Medien berichteten. Auch aus der Präfektur Fukuoka wurde eine Tote gemeldet. Die 87 Jahre alte Frau war in der Nacht in ihrem überfluteten Haus gefunden worden. In manchen Gebieten sei das Wasser innerhalb von nur zehn Minuten um einen Meter gestiegen, berichten Augenzeugen.
Unter den Todesopfern waren 14 Bewohner eines am Fluss Kuma gelegenen Seniorenheims. Der Fluss war infolge der starken Regenfälle über die Ufer getreten. Nachdem ein Deich nachgab, wurde das Seniorenheim geflutet. Die meisten Bewohner sind bettlägerig oder sitzen im Rollstuhl. Es gibt keinen Fahrstuhl in der Einrichtung.

Viele Bewohner des Seniorenheims konnten sich nicht in eine höhere Etage retten. Bild: AFP
Schwierige Rettungsarbeiten
Seit Freitag sorgt heftiger Regen über Japans südlicher Insel Kyushu für Überflutungen und Erdrutsche. Etwa drei Millionen Anwohnern wurde geraten, sich in Sicherheit zu bringen. Zehntausende Soldaten, Polizisten und weitere Rettungskräfte aus dem ganzen Land arbeiteten sich durch Schlamm und Trümmer in den am schwersten getroffenen Städten am Rande des Kuma.
Die Rettungsarbeiten wurden durch Fluten und anhaltend raues Wetter behindert, das auch in der Präfektur Oita für Überflutungen sorgte. Dort trat der Chikugo-Fluss über die Ufer. Medienberichten zufolge brach eine Eisenbahnbrücke zusammen. Im Bezirk Omuta wurden Anwohner per Boot gerettet, darunter ein zwei Monate alter Säugling.
Nach Schätzungen wurden bislang mehr als 1000 Hektar Land überschwemmt und elf Brücken durch die Wassermassen zerstört. In Kumamoto blieben viele Schulen geschlossen, mehrere Tausend Menschen haben seit Tagen keinen Strom.
Kaum Platz für Schutzsuchende
Mehr als 1,2 Millionen Bewohner auf Kyushu waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und Schutzräume aufzusuchen, also bei Angehörigen oder Freunden unterzukommen, sich in höhere Stockwerke ihrer Häuser zu begeben oder in öffentliche Unterbringung zu gehen.
Dort allerdings, so berichten Medien mit Verweis auf einige Regionen, steht wegen des Coronavirus jetzt weniger Platz zur Verfügung als früher - so mancher Hilfesuchende musste deshalb zunächst abgewiesen werden.
Und es ist keine Entspannung der Lage in Sicht - im Gegenteil: Die Behörden warnen weiter vor den andauernden Gefahren durch die rekordstarken Niederschläge. Die Regierung gab die höchste Warnstufe für die Insel Kyushu aus. Japans meteorologische Behörde rief die Bevölkerung auf, vorerst in "höchster Alarmbereitschaft" zu bleiben.
Mit Informationen von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio