Bei einem israelischen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin im nördlichen Westjordanland sind mindestens sechs Palästinenser getötet worden.

Israelischer Militäreinsatz Sechs Palästinenser in Dschenin getötet

Stand: 07.03.2023 21:23 Uhr

Bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland sind sechs Palästinenser getötet worden - darunter offenbar auch der Attentäter, der in Huwara zwei Israelis erschossen haben soll. Laut Israel wurden die Soldaten beschossen, als sie ihn festnehmen wollten.

Bei einem erneuten Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland haben israelische Soldaten mindestens sechs Menschen getötet. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, alle hätten tödliche Schussverletzungen erlitten. Elf Palästinenser seien zudem verletzt worden, zwei 16 Jahre alte Jugendliche schwebten in Lebensgefahr. Die Getöteten waren den Angaben nach zwischen 22 und 49 Jahre alt.

Huwara-Attentäter offenbar getötet

Nach Angaben der israelischen Armee wurde auch der Palästinenser, der für einen tödlichen Anschlag auf zwei israelische Brüder in Huwara Ende Februar verantwortlich gewesen sein soll, getötet. Die Sicherheitskräfte hätten "den abscheulichen Terroristen eliminiert", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach Angaben seines Büros. "Wie ich immer wieder gesagt habe: Wer uns schadet, wird den Preis zahlen."

Soldaten seien bei dem Versuch, den 49-Jährigen im Flüchtlingslager Dschenin festzunehmen, unter Beschuss geraten und mit Ziegelsteinen und Sprengsätzen attackiert worden, sagten israelische Militärsprecher. Die Soldaten hätten zurückgeschossen. Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warf Israel vor, einen Krieg gegen die Palästinenser zu führen. Zugleich vereitele es Versuche, die Stabilität wieder herzustellen.

Zusammenstöße nach Attentat

Ein Palästinenser hatte nach israelischen Angaben am 26. Februar in der Stadt Huwara zwei Brüder aus der israelischen Siedlung Har Bracha erschossen und war danach geflohen. Nach dem Anschlag griffen Hunderte Siedler die Stadt und ihre palästinensischen Bewohner an, zündeten Häuser und Autos an. Eine Person wurde erschossen. Am Montagabend kam es in Huwara erneut zu Zusammenstößen israelischer Siedler mit Palästinensern.

Vertreter der EU und weiterer Länder hatten am Freitag bei einem Ortsbesuch in Huwara ein Ende der Gewalt in den besetzten palästinensischen Gebieten gefordert und Israel aufgerufen, als Besatzungsmacht Verantwortung für das Wohlergehen der Zivilbevölkerung zu übernehmen.

Seit Beginn des Jahres kamen 71 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder bei eigenen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum wurden 13 Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit Jahren sehr angespannt. Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat.

Jan-Christoph Kitzler, Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv, 07.03.2023 23:22 Uhr