Autofahrer stehen neben ihren Autos während einer Schweigeminute in Tel Aviv

Gedenktag Israel erinnert an Opfer des Holocaust

Stand: 18.04.2023 15:24 Uhr

Landesweit heulten die Sirenen, viele Autos standen still: Israel hat am Vormittag der Opfer des Holocaust gedacht. In diesem Jahr wird besonders an den jüdischen Aufstand im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren erinnert.

Von Mit Informationen von Bettina Meier, ARD-Studio Tel Aviv

Israel hat des jüdischen Widerstands und der sechs Millionen ermordeten Juden in der NS-Zeit gedacht. Landesweit heulten am Vormittag zwei Minuten lang die Sirenen. Auf den Straßen blieben die Autos stehen, Passanten verharrten in stillem Gedenken.

Der Tag Jom Ha-Schoah wird in Israel seit 1951 begangen. In diesem Jahr wird besonders an den jüdischen Aufstand gegen die deutschen SS-Truppen im Warschauer Ghetto erinnert, der am 19. April 1943 begann. Der verzweifelte Kampf gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Deutschen endete rund vier Wochen später. Nur wenige Warschauer Juden überlebten die Niederschlagung durch die deutschen Truppen.

Israels Staatspräsident ruft zur Einigkeit auf

In Tel Aviv kamen Menschen aus ihren Büros auf die Straße, um still dazustehen. Autofahrer hielten an und standen neben ihren Fahrzeugen. "Man denkt daran, was die Deutschen, die Nazis den Juden angetan haben", sagte ein Passant anschließend. "Auch jetzt gibt es Antisemitismus, es kann wieder geschehen. Deshalb müssen die Menschen in Israel zusammenhalten."

Auch Israels Staatspräsident Izchak Herzog rief die Bevölkerung am nationalen Holocaust-Gedenktag zur Einigkeit auf - mit Blick auf die aktuelle Zerrissenheit im Land. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sagte er: "Wir sind ein Volk und werden dies bleiben - verbunden nicht nur durch eine schmerzhafte Geschichte, sondern auch durch eine gemeinsame Zukunft."

147.199 Holocaust-Überlebende in Israel

Am Mittwoch wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der zentralen Gedenkfeier in Warschau eine Rede halten. Die deutschen Nationalsozialisten und ihre Helfer ermordeten laut Schätzungen etwa sechs Millionen Juden.

In Israel leben nach offiziellen Angaben noch 147.199 Holocaust-Überlebende. 61 Prozent von ihnen sind Frauen. Etwa 38 Prozent der Überlebenden wurden während des Zweiten Weltkriegs geboren. Gut ein Fünftel sind heute über 90 Jahre alt. Rund 4,5 Prozent der Überlebenden kamen vor der Staatsgründung Israels 1948 ins Land, ein weiteres knappes Drittel unmittelbar danach.

Bettina Meier, Bettina Meier, ARD Tel Aviv, 18.04.2023 11:17 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. April 2023 um 09:00 Uhr (Nachrichten), 09:24 Uhr (Europa heute) und 10:00 Uhr (Nachrichten).