
Österreich Coronavirus schon seit Februar in Ischgl?
Stand: 02.04.2020 14:42 Uhr
Österreichische Experten haben Anhaltspunkte, wonach sich das Coronavirus schon Anfang Februar in Ischgl ausgebreitet hat. Demnach gilt eine Schweizerin als "Patient 0". Tirol steht wegen seines Krisenmanagements in der Kritik.
Das Coronavirus hat sich laut einem Experten schon früher als bisher angenommen im beliebten und zuletzt in den Fokus geratenen Wintersportort Ischgl ausgebreitet.
Franz Allerberger von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Ages erklärte, dass eine Schweizerin als Patient Null gelte. Sie habe das Virus nach Tirol gebracht und dürfte sich selbst am 5. Februar infiziert haben. Positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde sie erst viel später. Die Frau war Mitarbeiterin in einem Après-Ski-Lokal in Ischgl.
Allerberger erwähnte zudem zwei norwegische Erasmus-Studenten, die ebenfalls schon infiziert gewesen seien, als sie zum Skifahren von Bologna nach Ischgl reisten. Der Barkeeper, der nach bisheriger Ansicht viele Menschen angesteckt haben soll, sei laut Allerberger demnach nicht der einzige Verteiler des Virus gewesen. Der Mann sei lediglich als Erster von den in Ischgl Erkrankten zum Arzt gegangen und Anfang März positiv getestet worden.
Wie der Ages-Experte weiter mitteilte, ließen sich derzeit rund 600 Corona-Infektionen in Österreich auf Ischgl und die umliegenden Gemeinden zurückführen. Im Ausland könnte diese Zahl laut Allerberger bis zu zwei Mal so groß sein.
Tirol war zuletzt wegen seines Krisenmanagements heftig kritisiert worden. Dem Bundesland wird vorgeworfen, den Skibetrieb nicht schnell genug beendet zu haben. Vor allem die Après-Ski-Partys mit vielen internationalen Gästen gelten inzwischen als Keimzellen und Verteiler des Virus. Ischgl war dabei besonders in den Fokus geraten.
Beschwerdensammlung nach abgelehnten Ermittlungen
Inzwischen melden sich deshab immer mehr Menschen mit Zuschriften bei einem österreichischen Verbraucherschützer, der das Land Tirol wegen des Managements der Corona-Krise angezeigt hatte. Wie Peter Kolba der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, liegen ihm inzwischen mehr als 2700 ausgefüllte Fragebögen vor. Rund 84 Prozent davon seien ihm aus Deutschland zugeschickt worden. Bei der großen Mehrzahl der Umfrageteilnehmer handele es sich um Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Seit Freitag ist die Zahl der Zuschriften damit um 2300 gestiegen.
Kolba hatte vergangene Woche Tirols Landeschef Günther Platter, Landesräte, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften angezeigt. Die Staatsanwaltschaft teilte aber mit, dass sie auf der Grundlage von Medienberichten keine Ermittlungen einleiten werde. Daher sammelt Kolba nun Zeugen und die Schilderungen von Betroffenen,
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