
Krisen, Kriege, Klimawandel UN benötigen 51,5 Milliarden Nothilfen
Pandemie, Kriege und Auswirkungen des Klimawandels: Weltweit sind Millionen Menschen auf humanitäre Nothilfen angewiesen - Tendenz steigend. Doch die Spenden der Mitgliedsländer stagnieren.
51,5 Milliarden Dollar benötigen die Vereinten Nationen im kommenden Jahr für dringend notwendige humanitäre Hilfe weltweit. Das sind etwa 49,6 Milliarden Euro. Der Bedarf sei erschreckend hoch, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths - vor dem Hintergrund der "extremen Ereignisse" von 2022 : Die extremen Ereignisse - das sind Dürren und Überschwemmungen aufgrund des Klimawandels, die immer noch anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie - und vor allem der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Griffiths habe erwartet, dass die UN in diesem Jahr in der humanitären Hilfe vor allem mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun hätte. Aber es kam anders, sagt er. "Seit im Februar der Krieg in der Ukraine begann, ist unsere Aufmerksamkeit noch auf ganz andere Dinge gelenkt worden."
"Gewaltige und deprimierende Zahl“
Und vor allem auf immer mehr Menschen in Not: 339 Millionen Menschen, so die Berechnung des UN-Nothilfebüros, werden 2023 auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Das sind 65 Millionen mehr als in diesem Jahr. "339 Millionen Menschen, das wäre nach China und Indien das drittbevölkerungsreichste Land der Welt", sagt der UN-Nothilfekoordinator. "Es ist eine gewaltige und deprimierende Zahl."
Allein in Äthiopien, Afghanistan und der Demokratischen Republik Kongo seien mehr als 83 Millionen Menschen in akuter Not. Die Vorstellung des Finanzierungsplans des UN-Nothilfebüros ist auch ein Appell an Geberländer wie Deutschland. Denn der finanzielle Bedarf steigt, aber die Spenden der Mitgliedsländer stagnieren - das Loch in den Kassen der Hilfsorganisationen wird also größer. 2022 kam nicht einmal die Hälfte des benötigten Geldes zusammen.
Hoffnung auf Solidarität
Und: Es gibt große Unterschiede bei der Finanzierung von Hilfsprogrammen. "Der humanitäre Bedarf für die Ukraine wurde natürlich sehr gut gedeckt, und das freut uns sehr. Bislang hat das nicht zu einer Verringerung der Mittel für andere Bereiche geführt, aber ich weiß nicht, ob das aufrechterhalten werden kann", sagt Griffiths. Es gebe Länder in denen nur etwa 16 bis 20 Prozent des Bedarf gedeckt werde - in anderen seien es hingegen bis zu 90 Prozent. "Das verstehen viele von uns nicht."
Die Vereinten Nationen würden gerne mehr Mittel in die Entwicklungshilfe stecken, nachhaltige Unterstützung leisten und Strukturen aufbauen. Doch da sei die Finanzierung noch schwieriger, sagt Griffiths. Die Folge sei, dass einzig humanitäre Nothilfe geleistet werde und sich die Lage von Jahr zu Jahr verschlechtere. "Ich fürchte, das kommende Jahr wird all die Entwicklungen, die wir momentan sehen, noch beschleunigen. Ich hoffe deshalb, dass 2023 ein Jahr der Solidarität wird, so wie 2022 ein Jahr des Leidens war."