
Proteste in Hongkong Großteil der Universitätsbesetzer gibt auf
Stand: 19.11.2019 17:14 Uhr
In Hongkong haben Aktivisten die Belagerung der Polytechnischen Universität zum Großteil aufgegeben. Auf dem Gelände der Uni hatte es zuvor schwere Zusammenstöße mit der Polizei gegeben.
Von Ruth Kirchner, rbb, zzt. in Hongkong
Am Morgen hatten sich noch rund 100 Aktivisten in der Polytechnischen Universität im Stadtteil Kowloon verbarrikadiert - am Vormittag gab etwa die Hälfte von ihnen erschöpft auf. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die Aktivisten das Gelände verließen - begleitet von Polizei. Ein Demonstrant, der seinen Namen nicht nennen wollte, sagte, Hunger und Kälte hätten ihn zum Aufgeben bewogen. Viele seiner Mitstreiter seien verletzt und müssten behandelt werden.
Regierung erhöht Druck auf Besetzer des Uni-Campus
tagesschau 20:00 Uhr, 19.11.2019, Tamara Anthony, ARD Hongkong
Zuvor hatte Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam die Protestierenden aufgefordert, die Besetzung der Universität zu beenden. Sie wolle eine friedliche Lösung, sagte sie. Sie habe die Polizei angewiesen, menschlich mit der Lage umzugehen. Dafür brauche es aber auch die Mitwirkung der Demonstranten. "Sie müssen mit der Gewalt aufhören, ihre Waffen niederlegen und den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen", so Lam.
1100 Festnahmen
Bereits in der Nacht hatten rund 600 Menschen den von der Polizei umstellten Campus verlassen - darunter rund 200 Jugendliche. Mehrere Hongkonger Politiker hatten sich über Stunden für ein friedliches Ende der Belagerung eingesetzt.
Die Jugendlichen wurden nach Aufnahme ihrer Personalien nach Hause geschickt, die anderen festgenommen, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag. "Bis 15 Uhr haben wir rund um die polytechnische Universität insgesamt 1100 Menschen festgenommen oder ihre Personalien festgestellt." Es sehe ganz danach auch, dass ein Großteil dieser Leute keine Studenten der polytechnischen Universität waren.
Kommunalwahl am Sonntag
In den vergangenen Tagen hatten die Auseinandersetzungen an der Universität zu teils dramatischen Szenen geführt. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Besetzer vor. Die Aktivisten warfen Steine und Molotow-Cocktails. Es gab unzählige Verletzte. Angehörige und Familien der jungen Demonstranten hatten an die Hongkonger Behörden appelliert, die Belagerung friedlich zu beenden.
Seit Monaten kommt es in Hongkong zu Demonstrationen - gegen den wachsenden Einfluss Pekings auf die chinesische Sonderverwaltungszone und gegen die pekingtreue Hongkonger Führung. Zuletzt waren die Proteste zunehmend von gewalttätigen Zusammenstößen begleitet. Die Gewalt droht auch die Kommunalwahlen am kommenden Sonntag zu überschatten.
Hongkong: Großteil der Universitätsbesetzer gibt auf
Ruth Kirchner, ARD Peking
19.11.2019 17:05 Uhr
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