
Ausschreitungen in Hongkong Demonstranten verlassen besetztes Parlament
Stand: 01.07.2019 21:54 Uhr
In Hongkong hat die Polizei die Kontrolle über das Parlament zurückerlangt. Hunderte Demonstranten verließen den Plenarsaal freiwillig - den sie zuvor besetzt und verwüstet hatten.
Am Jahrestag der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie Hongkong an China haben Regierungskritiker vorübergehend das Parlament der Sonderverwaltungszone besetzt. Hunderte Demonstranten hatten sich gewaltsam Zutritt zum Plenarsaal verschafft, ihre Forderungen auf die Wände gesprüht und eine Flagge aus der Kolonialzeit am Podium befestigt.
Die Spuren der gewalttätigen Proteste
tagesschau 12:00 Uhr, 02.07.2019, Torben Börges, NDR
Demonstranten räumen Plenarsaal
Wenige Stunden später übernahm wieder die Polizei die Kontrolle über das Parlamentsgebäude. Innerhalb des Gebäudes stießen die Sicherheitskräfte nicht auf Widerstand - die meisten Demonstranten hatten das Parlament bereits verlassen. Schließlich erreichten die Beamten den zuvor besetzten Plenarsaal, in dem sich nur noch rund zwei Dutzend Journalisten aufhielten.
Außerhalb des Gebäudes ging die Polizei mit Schlagstöcken gegen teilweise vermummte Demonstranten vor. Die Beamten setzten auch Tränengas ein.
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam verurteilte die Besetzung des Gebäudes.
Proteste in Hongkong am Jahrestag der Übergabe an China
tagesthemen 22:30 Uhr, 01.07.2019, Claudia Drexel, NDR
Friedensmarsch am Jahrestag der Rückgabe
Zehntausende Menschen hatten zudem an einem friedlichen Protestmarsch teilgenommen. Sie demonstrierten am 22. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China erneut gegen die Regierung und ein umstrittenes Auslieferungsgesetz, das die Finanzmetropole seit Wochen in Atem hält.
Die EU rief beide Seiten zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. Alle Beteiligten sollten Eskalationen vermeiden und daran arbeiten, einen Weg aus der Krise zu finden, sagte eine Sprecherin der Außenbeauftragten Federica Mogherini.
Wochenlanger Protest
Seit Wochen protestieren Millionen Menschen in Hongkong gegen ein Gesetzesvorhaben, das Auslieferungen auch von Ausländern an China ermöglichen soll. Dabei kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.
Das Auslieferungsgesetz ist zwar zunächst auf Eis gelegt, die Demonstranten wollen aber, dass das Gesetz offiziell zurückgenommen wird, inhaftierte Mitglieder der Protestbewegung freikommen und Polizisten bestraft werden, die schon bei einem Protest am 12. Juni gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen waren.
Ärger über Peking
Am 1. Juli 1997 hatte Großbritannien seine Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben. Eigentlich stehen den Hongkongern laut Rückgabevertrag bis 2047 mehr Freiheiten zu als Chinesen in der Volksrepublik. Doch immer mehr Hongkonger meinen, dass Peking schon jetzt ihre Rechte beschneidet.
Kristin Shi-Kupfer, Mercator Institut für China-Studien, mit Hintergründen zu den Protesten in Hongkong
tagesschau24 10:00 Uhr, 01.07.2019
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