
Großdemo in Hongkong Millionen-Protest gegen Peking
Stand: 18.08.2019 22:49 Uhr
In Hongkong haben erneut Hunderttausende gegen die Regierung demonstriert. Laut Veranstaltern war es mit 1,7 Millionen Teilnehmern der zweitgrößte Marsch seit Beginn der Protestbewegung.
Von Benjamin Eyssel, ARD-Studio Peking, zzt. Hongkong
Am Nachmittag versammelten sich zunächst Hunderttausende im und um den Victoria Park im Zentrum Hongkongs. Die Behörden hatten eine Kundgebung in dem Park erlaubt, einen Marsch durch die Stadt aber verboten. Dennoch setzten sich die Massen in Bewegung und zogen in Richtung des Stadtteils Central.
Die meisten waren in Schwarz gekleidet, das ist ein Erkennungszeichen der Demonstranten. Neben vielen jungen Leuten zogen auch bis zum späten Abend Familien mit Kindern und ältere Leute durch das Zentrum der chinesischen Sonderverwaltungsregion.
Weil es den ganzen Tag in Strömen regnete, hatten die meisten Regenschirme dabei. Ein Anfang 20-Jähriger sagte:
"Nicht einmal der Regen kann uns stoppen."
Viele hielten Transparente in die Luft, immer wieder waren auch USA-Flaggen zu sehen. Und dazu ertönten Sprechchöre: "Auf geht's Hongkong" und "Demokratie jetzt".
Lam lehnt jegliche Zugeständnisse ab
Die Demonstranten fordern unter anderem, dass die Regierung das umstrittene Auslieferungsgesetz komplett zurückzieht - bislang ist es nur gestoppt. Außerdem fordern sie freie Wahlen. Und sie wollen, dass das harte Vorgehen der Polizei unabhängig untersucht wird. Die von der chinesischen Staats- und Parteiführung gestützte Regierungschefin Carrie Lam lehnt bislang jegliche Zugeständnisse ab.
Am späten Abend hatten sich Tausende - vor allem junge Leute - vor dem Hongkonger Parlament und dem Regierungsgebäude im Stadtteil Admiralty versammelt. Die meisten von ihnen vermummt, aus Angst, später auf Bildern oder Videos erkannt werden zu können.
Sandra Ratzow, ARD Singapur, mit friedlichen Lösungsmöglichkeiten
Morgenmagazin, 19.08.2019
Recycling aus Protest
Einige Demonstranten strahlten mit Laser-Pointern die Verwaltungsgebäude an. Andere verteilten kostenlos Wasser oder liefen mit Mülltüten herum und sammelten den Dreck ein, den Demonstranten hinterlassen haben, so wie die 25-jährige Bibi. Für sie ist dies eine Art, gegen die Regierung zu protestieren:
"Hongkong hat ein ernsthaftes Problem mit Umweltverschmutzung. Es gibt sehr viel Müll neuerdings. Wir räumen etwas auf und recyceln das dann, denn die Regierung hat kein Interesse daran, richtig zu recyceln."
Für viele in der Stadt galt die Demonstration als Test, ob die Protestbewegung noch die Massen mobilisieren kann. Die "Civil Human Rights Front", die den Protest organisiert hat, spricht von 1,7 Millionen Teilnehmern. Das wäre der zweitgrößte Marsch seit Beginn der Protestbewegung Anfang Juni. Die Polizei erklärte, bei den Protesten im Victoria Park seien 128.000 Menschen gewesen. Eine Gesamtzahl nannte sie nicht.
Seitdem hatte es jedes Wochenende Proteste gegeben, die immer wieder auch in Gewalt endeten. Regelmäßig gab es Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Diese hatte mehrfach Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, die Polizei habe pauschal von nur 128.000 Menschen gesprochen. Diese Zahlenangabe bezog sich jedoch lediglich auf die Proteste im Victoria Park, nicht auf die Gesamtzahl der Demonstrierenden.
Erneut Hunderttausende auf den Straßen in Hongkong
Benjamin Eyssel, RBB, zzt. ARD Hongkong
18.08.2019 20:21 Uhr
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