
Johnsons Berater tritt ab Cummings verlässt 10 Downing Street
Stand: 13.11.2020 21:15 Uhr
Dominic Cummings, engster Berater des britischen Premiers, verlässt seinen Posten - und zwar mit sofortiger Wirkung. Damit verliert Boris Johnson nach seinem Kommunikationschef den zweiten engen Mitarbeiter.
Es ging dann doch schneller als gedacht: Am frühen Abend verließ Dominic Cummings mit einem Pappkarton auf dem Arm den Sitz des britischen Premierministers in der Downing Street 10. Jahrelang hatte der heute 48-Jährige Boris Johnson als Berater und enger Vertrauter politisch begleitet.
Dass Cummings von seinen Posten abtritt, war bereits im Laufe des Tages bekannt geworden. Da hatten Medien aber noch gemutmaßt, er werde noch bis Mitte des kommenden Monats für die Regierung tätig sein. Nun meldete die BBC, Cummings werde seine Position mit sofortiger Wirkung aufgeben. Allerdings berichtete die BBC-Reporterin Laura Kuenssberg, Cummings werde noch bis Mitte Dezember an einzelnen Projekten mitwirken, aber von Zuhause aus. Das wurde auch von Johnsons Büro offiziell bestätigt, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
Entschiedener Brexiteer
Cummings ist eine der umstrittensten Figuren in der britischen Politik. Er war der strategische Kopf der erfolgreichen Brexit-Kampagne 2016 und der Wahlkampagne für Johnson 2019, die dem Regierungschef eine satte Mehrheit im Unterhaus bescherte.
Doch mehrfach stand Cummings auch in der Kritik, zuletzt im Mai: Mitten im Lockdown war er mit seiner Familie erst Hunderte Kilometer quer durchs Land gefahren, um seinen Sohn zu den Großeltern zu bringen, und dann von dort aus später noch einmal für eine halbe Stunde nach Barnard Castle - um zu sehen, ob seine Corona-Infektion sein Augenlicht beeinträchtigt hatte.
Auch Kommunikationschef Cain geht
Es ist nicht der einzelne Wechsel in Johnsons Team: Bereits am Donnerstag hatte Kommunikationschef Lee Cain seinen Rückzug angekündigt. Cain und Cummings hatten eng zusammengearbeitet, vor allem zur Zeit der Brexit-Kampagne.
Die Personalie Cain könnte auch beim Bruch mit Cummings eine Rolle gespielt haben. Mehrere britische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Cummings habe sich dafür eingesetzt, dass Cain den Posten als neuer Stabschef erhalten soll. Doch aus den Reihen von Johnsons Tory-Partei erntete dieser Vorschlag massiven Gegenwind. Laut Reuters soll Johnson Edward Lister gebeten haben, den Posten des Stabschefs vorübergehend zu besetzen. Lister hatte bereits mit Johnson zusammengearbeitet, als der Bürgermeister von London war.
Einige Tories hoffen nun auf Neuausrichtung
Cummings selbst stellt seinen Rückzug aus der Regierungsmannschaft als eigenes langfristiges Ziel dar: Gegenüber Journalisten verwies er auf einen von ihm geschriebenen Blog, in den er schon im Januar die Hoffnung geäußert hatte, sich bis Ende des Jahres "weitgehend überflüssig" zu machen.
Bei mehreren Tories stieß die Nachricht von Cummings Abschied auf positive Reaktionen. Sie setzen auf eine Neuausrichtung der Regierung unter Premier Johnson. "Das ist eine Gelegenheit, die Regierungsarbeit neu aufzusetzen. Vor allem in den Beziehungen zwischen Regierung und Parlament ist viel kaputt gegangen", sagte etwa der Abgeordnete Bernard Jenkin.
Mit Informationen von Thomas Spickhofen, ARD-Studio London
Johnson-Berater Cummings kündigt Rückzug an
tagesschau 20:00 Uhr, 13.11.2020, Annette Dittert, ARD London
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