
Korallenbleiche Great Barrier Reef so bedroht wie nie
Das Great Barrier Reef in Australien hat in diesem Jahr die schlimmste je erfasste Korallenbleiche zu verkraften. Am nördlichen Ende des mehr als 2300 Kilometer langen Riffs seien zwei Drittel der Korallen abgestorben, berichten Wissenschaftler.
Es gilt als eines der sieben Weltwunder der Natur, einstmals größte lebende Struktur, eine der wichtigsten Attraktionen Australiens: Tausende von verschiedenen Fischarten, Korallen, Pflanzen und Säugetieren haben am Great Barrier Reef im Nordwesten Australiens ihr Zuhause. Es ist ein Taucher- und Schnorchlerparadies - selbst wenn im vergangenen Monat mehrere Besucher starben, ein Seniorenpaar ist wohl Herzinfarkten erlegen.
Doch der eigentliche Patient ist das Riff selbst, dessen Zustand so schlecht ist wie nie zuvor. Wissenschaftler berichten von der schlimmsten je verzeichneten Korallenbleiche.
"Wir haben elf Flüge über das Riff unternommen, acht Stunden am Tag und haben dabei schlimme Zustände gesehen. Diese Korallen sind kränker als alles, was wir im Labor getestet haben", erklärt Professor Terry Hughes, Riff-Ökologe von der Nationalen Korallenbleiche-Taskforce.

Das Great Barrier Reef ist bedroht wie nie zuvor. Bild: dpa
Algen leiden unter hohen Wassertemperaturen
Weil die Wassertemperaturen im Pazifik so stark angestiegen sind, haben die Algen gelitten, die auf den Korallen siedeln, diesen ihre Farbe geben und für ihr Überleben notwendig sind. Im Februar, März und April war das Wasser ein Grad wärmer als im Durchschnitt. Korallen, die an der Korallenbleiche leiden, können sich erholen, wenn sie diesem Zustand nicht zu lange ausgesetzt sind. Aber: "Es ist sehr hart, ein wunderschönes Riff zu sehen, wenn mehr als 80 Prozent davon von der Korallenbleiche befallen sind. Das heißt, dass die Hälfte davon etwa abstirbt", sagt Professor Hughes.
Im nördlichen Abschnitt des Riffs sind zwei Drittel der Korallen abgestorben. In der Mitte und im Süden ist der Zustand besser. Dennoch ist Handeln notwendig, appellieren Umweltverbände wie Greenpeace. Das Great Barrier Reef werde niemals sicher sein, die Regierung müsse neue Pläne vorlegen.
Aushub darf nicht mehr ins Meer gekippt werden
Im Nordosten Australiens gibt es viele Kohlehäfen, ein Schiff nach dem anderen holt Millionen Tonnen von Kohle ab und schifft sie nach Korea, China, Japan. Beim Ausbau der riesigen Häfen entstehen riesige Mengen Aushub. Lange Zeit wurde der einfach ins Meer gekippt, ganz nah am Riff. Das zumindest hat die Regierung jetzt unterbunden.
Die UNESCO hatte oft gemahnt und gedroht, das Great Barrier Reef auf der Liste ihres Naturerbes als "gefährdet" einzustufen. Auch der Tourismus wäre durch eine zunehmende Zerstörung des Riffs bedroht. Darum will Australien jetzt einen neuen Plan mit Schutzmaßnahmen vorlegen. Bis 2050 sollen rund anderthalb Milliarden Euro investiert werden, um beispielsweise die Wasserqualität zu verbessern.