
Frankreich "Gelbwesten"-Proteste gegen Polizeigewalt
Stand: 22.03.2019 15:01 Uhr
Erneut haben Zehntausende "Gelbwesten" in Frankreich demonstriert. Viele protestierten gegen Polizeigewalt in den vergangenen Wochen. Erneut kam es zu Zusammenstößen, Tränengas wurde eingesetzt.
In Paris und anderen französischen Städten haben zum zwölften Mal in Folge Zehntausende "Gelbwesten" demonstriert. Viele protestierten dabei auch gegen das aus ihrer Sicht brutale Vorgehen der Polizei, nachdem zahlreiche Demonstranten seit Beginn der Protestbewegung im November bei Zusammenstößen verletzt worden waren. Das Innenministerium bezifferte die Zahl der Teilnehmer am Samstag landesweit auf rund 58.600, das waren etwa 10.000 weniger als in der Vorwoche
Erneute "Gelbwesten"-Proteste in Paris
tagesschau 20:00 Uhr, 02.02.2019, Mathias Werth, ARD Paris
Die Kritik der Demonstranten richtete sich vor allem gegen den Einsatz von Gummigeschossen, durch die viele Menschen teils schwer verletzt wurden. Nach offiziellen Angaben wurden bei den zum Teil gewaltsamen Protesten bislang rund 1700 Demonstranten und 1000 Polizisten verletzt.
Am Freitag hatte das oberste französische Verwaltungsgericht einen Antrag zurückgewiesen, der Polizei den Einsatz von Gummigeschossen zu untersagen. Die Menschenrechtsbeauftragte des Europarates, Dunja Mijatović, hatte sich Anfang der Woche besorgt über die Zahl und Schwere der Verletzungen als Folge staatlicher Gewalt geäußert. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner verteidigte den Einsatz von Gummigeschossen als notwendigen Schutz der Sicherheitskräfte.
Kleinere Konfrontationen
In Paris zeigten Fernsehbilder kleinere Konfrontationen mit der Polizei. Demonstranten riefen Parolen gegen Präsident Emmanuel Macron und sangen die französische Nationalhymne. Einige trugen Augenklappen, um an Verletzte zu erinnern, die bei Protesten ein Auge verloren hatten. Die Polizei setzte erneut Tränengas gegen Protestierende ein, die etwa Abfallkörbe in Brand gesetzt hatten. Im Vergleich zu vorherigen Wochenenden verliefen die Märsche jedoch weitgehend friedlich.
Auch in anderen Städten wie Marseille, Bordeaux, Tours und Valence beteiligten sich Tausende an den neuen Protesten. Nach Angaben des Innenministeriums waren 80.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, davon allein 5000 in Paris.
Die Proteste hatten sich an Regierungsplänen zu Benzinpreiserhöhungen entzündet. Sie wuchsen sich rasch zu Massendemonstrationen gegen Macron und dessen Wirtschaftspolitik aus. Als Reaktion auf die Demonstrationen hat Macron einen sogenannten nationalen Dialog begonnen, in dem er sich unter anderem in Diskussionsveranstaltungen Bürgern stellt. Seitdem haben sich die Popularitätswerte des Präsidenten verbessert.
Gelbwesten: Akt 12 - Der Marsch der Verletzten
MArcel Wagner, ARD Paris
02.02.2019 19:04 Uhr
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