Deutschland gegen Griechenland Das Spiel der "Banker gegen die Schnorrer"

Stand: 22.06.2012 08:51 Uhr

In den USA mussten Fußballfans Neuigkeiten zur EM bislang aktiv suchen. Mit dem Viertelfinalspiel Deutschland gegen Griechenland wachen die Medien nun auf: Die Begegnung ist als Steilvorlage für halb politische, halb humoristische Schlagzeilen und Seitenhiebe einfach zu gut.

Von Silke Hasselmann, MDR-Hörfunkstudio Washington

Wie die meisten US-Medien hatte auch ABCNews die Fußball-Europameisterschaft bislang weitgehend unbeachtet gelassen. Doch dass die heutige Viertelfinalpaarung "international Schlagzeilen" macht, ist ihnen nun einen Hinweis wert. Immerhin wissen auch die Durchschnittsamerikaner inzwischen, dass es einen speziellen Zusammenhang gibt zwischen "Griechenland, Deutschland und der Euro-Finanzkrise".

Beim Sender MSNBC schlug sich der Moderator der täglichen Politiksendung "Morning Joe" auf die Schenkel. "Lasst uns über einen Klassiker sprechen: Die Banker gegen die Rettungsschirm-Schnorrer. Also ehrlich: Hätte man ein besseres Spiel ansetzen können als Deutschland - Griechenland?"

Silke Hasselmann, S. Hasselmann, MDR Washington, 22.06.2012 08:13 Uhr

Wer siegt im "Angela-Merkel-Derby"?

Der im Interview angesprochene Fußball-Experte - ein Engländer - wusste zu berichten, dass man das Spiel in Europa bereits das "Angela-Merkel-Derby" nennt. Weiter scherzte er, "dass die Griechen für einen Sieg all das Geld angeboten hätten, das sie Deutschland schulden."

Eine griechische Zeitung habe zudem getitelt: "Deutschland will uns aus dem Euro werfen und nun auch aus der Europameisterschaft - sie werden nichts davon schaffen." Derweil erfährt auch, wer sich die Spiele live in Amerikas größtem Sportsender ESPN anschaut, dass hinter dem heutigen Spiel in Danzig "mehr als nur Fußball" steckt.

Merkel im Stadion wühlt griechische Fans auf

Danach gefragt, erklärte der Reporter über die Stimmung vorab: "Kanzlerin Merkel will wohl das Spiel hier im Stadion verfolgen. Das wühlt die griechischen Fans so richtig auf. Denn es gibt keine Mannschaft, die sie im Moment lieber schlagen würden als Deutschland."

Michael Ballack sitzt täglich in der ESPN-Expertenrunde und meint zu Griechenlands Chancen: "Alles, was die Griechen tun können, ist zu verteidigen." Er hält die Deutschen für zu stark, zumal Jogi Löw noch viele exzellente Spieler auf der Bank habe.

Nicht so sicher ist sich Ballacks Ko-Experte Panayotis Alexis Lalas, der in den 1990er-Jahren US-Nationalspieler war und dessen Familie griechische Wurzeln hat: "Die Griechen müssen das Jahr 2004 aufrufen, als sie Europameister wurden: Hinten rein stellen, dichtmachen und für eine Standardsituation beten."