Demonstranten in Paris

Frankreich Tausende gegen Rentenreform auf der Straße

Stand: 28.12.2019 21:00 Uhr

In Frankreich haben sich mehr als 10.000 Menschen an Protesten gegen die Rentenreform beteiligt. Vereinzelt kam es zu Gewalt. Die Streiks im öffentlichen Verkehr sollen Anfang der Woche reduziert werden.

Die geplante Rentenreform sorgt in Frankreich weiter für Protest. Im ganzen Land gingen mehr als 10.000 Menschen auf die Straße. Am 24. Tag des Streiks nahmen in Paris nach Polizeiangaben 4500 Menschen teil, unter ihnen 800 Anhänger der "Gelbwesten"-Bewegung. 

An der Spitze des Protestzugs gab es vereinzelte kleine Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und teils vermummten Demonstranten. Die Polizei setzte nach Angaben der Zeitung "Le Parisien" Tränengas ein, Demonstranten zündeten Gegenstände in den Straßen an. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben sechs Menschen in Gewahrsam.

Weitere Demonstrationen fanden unter anderem in Rennes und Toulouse sowie in kleineren Orten wie Aulnoye-Aymeries im Norden Frankreichs statt.

Demonstranten vor dem Centre Pompidou in Paris

Demonstranten in Paris bringen sich vor Tränengas-Wolken in Sicherheit.

Es fahren wieder mehr Züge

Die Mitarbeiter des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs setzten auch am Reisewochenende vor den Silvesterfeierlichkeiten ihren Streik fort. Das Zugangebot habe sich jedoch ein wenig gebessert, sagte die französische Umweltministerin Elisabeth Borne. Am Samstag fuhren im Land sechs von jeweils zehn geplanten TGV-Schnellzügen.

In der Hauptstadt Paris blieben erneut sechs Metro-Linien komplett geschlossen. Sieben Metro-Linien waren nur zwischen 13 und 18 Uhr in Betrieb, wie die Pariser Verkehrsbetriebe RATP mitteilten. Am Sonntag sollen 13 der 16 Pariser Metrolinien nicht befahren werden.

Für Montag kündigte die Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP eine "deutliche Verbesserung" der Lage an. Auf elf Metrolinien sollen die Verbindungen dann zumindest teilweise sichergestellt sein, außerdem solle zwischen 6.30 Uhr und 20.00 Uhr jeder zweite Zug der Linien RER A und B fahren. In der Nacht von 31. Dezember auf 1. Januar werde die Versorgung mit Bussen aufgestockt, teilte die RATP mit. Während der Silvesterfeierlichkeiten kommen üblicherweise Millionen Besucher in die französische Hauptstadt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Offen ist, ob Präsident Macron Abstriche von der Rentenreform machen wird.

Macht Macron Abstriche von der Reform?

Der Streik legt seit dem 5. Dezember vor allem den öffentlichen Nahverkehr in Paris und den Fernverkehr im Land lahm. Eine schnelle Lösung zeichnet sich im Machtkampf zwischen der Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und den Gewerkschaften nicht ab. Die Regierung will erst am 7. Januar wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.

Die Regierung hält bisher an ihrem Ziel fest, die Rentenreformpläne am 22. Januar im Kabinett zu verabschieden. Die Gewerkschaften hoffen aber, dass Macron in seiner traditionellen Fernsehansprache zum Jahreswechsel Abstriche von der Reform ankündigt.

Er will das komplizierte französische Rentensystem mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Renteneintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Dezember 2019 um 20:00 Uhr.