Blick auf das Stadion in Katar

Arbeiter auf Katars WM-Baustellen 420 Millionen Euro Entschädigung?

Stand: 19.05.2022 10:49 Uhr

Seit Jahren kritisieren Menschenrechtler die Arbeitsbedingungen bei den WM-Vorbereitungen in Katar. Nun fordern sie vom Fußball-Weltverband FIFA Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe.

Fans und Menschenrechtsorganisationen fordern den Fußball-Weltverband FIFA und Katar zu Entschädigungszahlungen an Arbeitsmigranten in Millionenhöhe auf. Beim Bau von Stadien und anderer Infrastruktur für die Fußball-Weltmeisterschaft Ende dieses Jahres seien massive Menschenrechtsverletzungen dokumentiert worden.

Seit 2010 seien Tausende Arbeiter unter ungeklärten Umständen gestorben und verletzt worden, hätten Lohnraub erlitten oder erpresserische Vermittlungsgebühren zahlen müssen.

Mindestens 420 Millionen Euro

In einem offenen Brief an FIFA-Präsident Gianni Infantino heißt es nun, dass die FIFA mindestens 440 Millionen US-Dollar (knapp 420 Millionen Euro) zahlen solle. Diese Summe entspreche den Preisgeldern, die bei der Meisterschaft gezahlt würden.

Allerdings sei dieser Betrag nur eine Mindestforderung. Die Gesamtsumme für alle erlittenen Verletzungen könne sehr viel höher ausfallen. Sie solle in einem transparenten Prozess und in Zusammenarbeit etwa mit Gewerkschaften und der Internationalen Arbeitsorganisation ermittelt werden.

Der Brief wurde unter anderem von der Fan-Organisation Football Supporters Europe und den Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch unterzeichnet.

FIFA wusste laut Kritikern von Verstößen

Die Verfasser erklärten, dass die FIFA schon vor der WM-Vergabe von massiven Verletzungen der Rechte von Migranten in Katar gewusst habe. Sie habe dies aber ignoriert und so zu den Menschenrechtsverstößen beigetragen.

Der Fußballverband erklärte dagegen in einer Stellungnahme, viele Arbeiter hätten schon Entschädigungen erhalten.

Auch Katar solle zahlen

Auch Katar wird in dem Brief aufgefordert, Entschädigungen zu zahlen. Die Unterzeichner erkennen an, dass das Land die Rechte von Migranten etwas gestärkt habe. Die durchgeführten Reformen seien für viele Arbeiter aber zu spät gekommen. Zudem seien sie nur teilweise umgesetzt worden.

Das kleine und reiche Emirat am Persischen Golf wird regelmäßig für die Ausbeutung von Migranten kritisiert. Fast 90 Prozent der 2,5 Millionen Einwohner Katars sind Ausländer, die großteils aus ärmeren Ländern wie Bangladesch, Nepal oder Indien stammen. Knapp die Hälfte von ihnen arbeitet auf Baustellen, viele davon stehen in Verbindung mit der Fußball-WM.

Die Weltmeisterschaft wird vom 21. November bis zum 18. Dezember 2022 stattfinden.