
Zuckerberg vor US-Kongress Facebook will Verantwortung übernehmen
Stand: 11.04.2018 00:38 Uhr
Facebook-Chef Zuckerberg hat bei seiner Aussage zum Datenskandal vor dem US-Kongress eine Entschuldigung vorgebracht. Man arbeite an einer Verbesserung. Auch eine Bezahlversion des Netzwerks scheint denkbar.
"Es tut mir Leid. Es war mein Fehler. Ich habe Facebook gegründet, ich leite die Firma und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert ist" - so klingt es, wenn Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor dem Handels- und Justizausschuss des US-Kongresses um Entschuldigung bittet.
Zwei Tage lang muss er sich wegen des jüngsten Datenskandals und seine Folgen befragen lassen - dafür, dass das soziale Netzwerk seine Verantwortlichkeiten nicht breit genug definiert und Missbrauch zugelassen habe, wie Zuckerberg selbst es ausdrückte.
US-Kongress befragt Zuckerberg
nachtmagazin 00:24 Uhr, 11.04.2018, Claudia Buckenmaier, ARD Washington
App-Verbannung möglich
Seitdem bekannt wurde, dass Facebook die Weitergabe der Profildaten von Millionen Nutzern an die Beraterfirma Cambridge Analytica nicht verhinderte, leistete der 33-Jährige mehrfach Abbitte - zuletzt in einer Erklärung, die er am Morgen vor der Anhörung veröffentlichte. Bereits am Vortag hatte er sich in Washington mit US-Politikern zu Gesprächen getroffen, um vor der Anhörung die Wogen zu glätten.
Vor den Abgeordneten kündigte Zuckerberg nun an, alle Facebook-Apps zu untersuchen, die Zugriff auf zahlreiche Nutzerinformationen haben. Es sei auch möglich, Apps von Facebook zu verbannen. "Es gibt noch viel zu tun", räumte Zuckerberg ein.
Stefan Niemann, ARD Washington, zur Befragung Zuckerbergs
nachtmagazin 00:24 Uhr, 11.04.2018
Er widersprach der Annahme, dass Audiodaten für gezielte Werbung ausgewertet würden. Dies sei eine Verschwörungstheorie, so Zuckerberg.
In einem kurzen Satz brachte Zuckerberg auch den Gedanken ins Spiel, dass das Netzwerk bei seinem Geschäftsmodell neue Wege gehen könnte: "Es wird immer eine kostenlose Version von Facebook geben", sagte er - und deutete damit einigen Beobachtern zufolge an, dass er damit über Alternativen wie kostenpflichtige Dienste nachdenkt.
"Weiterhin mit der Regierung zusammenarbeiten"
Doch davor steht die Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein fragte, warum Facebook nicht schon vor drei Jahren gehandelt habe, als bekannt wurde, dass Cambridge Analytica Zugriff auf die Daten hatte.
Zuckerberg erklärte, Cambridge Analytica habe damals versprochen, die Daten zu löschen. Darauf habe man vertraut, so Zuckerberg. Im Nachhinein sei dies ein Fehler gewesen.
Auf die Nachfrage von Chuck Grassley, des Justizausschuss-Vorsitzenden im Kongress, welche Daten von Cambridge Analytica abgeschöpft wurden, wich Zuckerberg aus. Es werde einige Zeit dauern, "all' die Veränderungen abzuarbeiten, die wir vornehmen müssen", sagte Zuckerberg dazu. Diesem Ziel sei er verpflichtet.
Ein wichtiger Teilaspekt ist die Rolle Facebooks bei der Meinungsbildung von US-Bürgern im Präsidentschaftswahlkampf. Bis zu 146 Millionen Nutzer sollen in dieser Zeit Inhalte auf Facebook gesehen haben, hinter denen eine russische Agentur steckt, die Beobachter der Manipulation und Einmischung in die US-Wahl beschuldigen. Zuckerberg sagte dazu vor dem Kongress, er arbeite mit US-Sonderermittler Robert Mueller zusammen. Er sei jedoch noch nicht persönlich befragt worden und wisse nicht, ob sein Unternehmen eine Vorladung erhalten habe.
"Jedem eine Stimme geben"
Zuckerberg zeigte sich zu umfangreicher Kooperation bereit: "Wir werden weiterhin mit der Regierung zusammenarbeiten, um das volle Ausmaß der russischen Einmischung zu sehen und wir werden unseren Teil dazu beitragen, nicht nur die Integrität freier und fairer Wahlen rund um die Welt sicherzustellen, sondern auch jedem eine Stimme zu geben und überall eine zum Guten wirkende Kraft in der Demokratie zu sein."
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